nominiert für den Förderpreis Verein(t) für gute Schule
Schülerinnen und Schüler der Projektgruppe „ Mörder und Retter – Der Eichmann-Prozess und Stille Helden“ der Europaschule Rövershagen wollen einerseits den Antisemitismus von der Antike bis zur Gegenwart verdeutlichen, aber auch über die Shoah informieren und konkret über die Wannsee-Konferenz und die Rolle Eichmanns bei der „Endlösung der Judenfrage“ recherchieren. Im zweiten Teil des Projektes suchen die Schülerinnen und Schüler „Stille Helden“ aus Mecklenburg-Vorpommern, also Menschen, die während der NS Diktatur Juden halfen, zu überleben.
Forschen und Erinnern
Sie wollen erreichen, dass die „Stillen Helden“, die sie finden, in Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ aufgenommen werden. Yad Vashem ist die „Gedenkstätte der Märtyrer und Helden des Staates Israel im Holocaust“, und die bedeutendste Gedenkstätte, die an die nationalsozialistische Judenvernichtung erinnert und sie wissenschaftlich dokumentiert. Sie liegt in Jerusalem.
Neben der Auseinandersetzung mit der Thematik gibt es im Oktober 2015 eine Präsentation der Ergebnisse sowohl an der Schule als auch im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern in Form einer Ausstellung, einem Film und einer Broschüre. Damit soll erreicht werden, dass sich auch andere Schulen intensiver mit der Thematik auseinander setzen. Michael Goldmann-Gilead (aus Israel) als Zeuge des Eichmann-Prozesses spricht mit Jugendlichen der 9.-12.Klassen über den Eichmann-Prozess und über sein eigenes Schicksal im Holocaust.
Mit dem Projekt wollen die Schüler*innen, Lehrer*innen und der Förderverein einen Beitrag leisten zur Vermittlung historischer Zusammenhänge, Demokratieerziehung und Völkerverständigung junger Menschen. Erste Flüchtlingskinder lernen an der Europaschule und es wäre weiterführend wichtig, auch über deren Schicksale zu sprechen, um zukünftig eine liberale und menschliche Flüchtlingskultur unter den Jugendlichen an der Schule, in den Familien, den Freundeskreisen und den Heimatorten zu entwickeln.
In der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema haben die Schülerinnen und Schüler in Archiven, Museen, im Internet sowie generell im In- und Ausland recherchiert. Sie suchten nach Zeugen des Eichmann-Prozesses und führten Interviews, aus denen sie einen Film erstellten. Zudem begaben sie sich in Mecklenburg-Vorpommern wie auch in Berlin auf die Suche nach „Stillen Helden“ und nahmen Kontakt auf zu Angehörigen von Männern und Frauen, die während der NS-Diktatur Juden versteckten. Daneben besuchten sie die Gedenkstätte im Haus der Wannseekonferenz in Berlin, sowie die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Auch besuchten sie den Gerichtssaal, in dem der Eichmann-Prozess in Jerusalem stattfand.
Die Schüler recherchierten, trugen Informationen zusammen, werteten diese aus, ordneten und verglichen sie. Schließlich wählten sie für Ausstellung und Broschüre die Inhalte aus, worunter das Schreiben von Texten und Auswertung der Interviews fiel. In wöchentlich stattfindenden Treffen kamen sie zusammen und berieten sich hinsichtlich der nächsten Schritte und Herausforderungen. Dabei arbeiteten sie in Kleingruppen und übernahmen Aufgaben, die ihnen und ihrem Alter entsprachen. Auch wurde das Projekt in den curricularen Unterricht mit eingebunden.
Während des Projekts wurde vor allem mit dem Landtag Mecklenburg-Vorpommern, der Landeszentrale für politische Bildung, der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Initiative „WIR. Erfolg braucht Vielfalt“ des Landes Mecklenburg-Vorpommern zusammengearbeitet. Außerdem besteht ein intensiver Kontakt zur Gedenkstätte Yad Vashem und zu weiteren Bildarchiven in Israel.
Die Projektgruppe selbst besteht seit 1999 und die beteiligten Jugendlichen sind meist ab Klasse 6 Mitglied der AG. Weil sich die Jugendlichen schon vorher mit historischen und gesellschaftlichen Themen beschäftigten, sind sie mit der Arbeit in Archiven vertraut. Die Jugendlichen waren bei der Ideenfindung beteiligt, denn vor dem aktuellen Projekt haben sie das Schicksal von Michael Goldmann-Gilead erforscht (Holocaustüberlebender, Polizeioffizier während des Eichmann-Prozesses und Mitarbeiter der Gruppe in Yad Vashem, die „Gerechte unter den Völkern“ sucht). Durch dieses Projekt hatten die Schüler die Idee zum aktuellen Projekt. Auch bei der Findung von Ideen für die Präsentation orientiert sich der wegen der Broschüre hinzugezogene Grafiker an den Wünschen und Vorstellungen der Jugendlichen. Bei der Umsetzung des Projektes sind die Jugendlichen die „Macher“, sie schreiben die Texte für die Broschüre und Ausstellung, sie haben die Filmaufnahmen vorgenommen und präsentieren die Projektergebnisse.
Die Schule und der Förderverein
Der Schulförderverein unterstützt die Projektarbeit der Jugendlichen vor allem organisatorisch und bei der finanziellen Abwicklung des Projektes (Förderanträge stellen, Abrechnungen schreiben). Darüber hinaus unterstützt der Förderverein die Öffentlichkeitsarbeit der Projektgruppe, in dem er Information über die Projektarbeit und Projektergebnisse in den regelmäßigen Sitzungen des Fördervereins verbreitet, in Elternbriefen über die Projektarbeit berichtet oder auch finanziell die Versorgung von Zeitzeugen bei Vorträgen an der Schule übernimmt.
Der Förderverein wurde 1993 mit dem Vereinszweck zur Förderung von Bildung und Erziehung, Jugendpflege und Jugendfürsorge an der Verbundenen Regionalen Schule und Gymnasium Rövershagen gegründet. Aktiv im Vorstand sind derzeit Eltern, Lehrer und die Schulleitung.
Maßgeblich finanziert er sich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden, die der Verein von momentan 125 zahlenden Mitgliedern bezieht. Diese sind Eltern, aber auch Gemeinden, aus denen die Schüler kommen. Fördergelder für das Projekt werden ebenfalls über den Verein abgewickelt.
Die Europaschule Rövershagen ist eine Gesamtschule (Regionale Schule und Gymnasium), die auf dem Lande zwischen den Städten Rostock und Ribnitz-Damgarten liegt. An der Schule werden etwa 600 Schüler*innen von 55 Lehrer*innen unterrichtet. Die Kinder und Jugendlichen kommen aus ca. 29 Gemeinden der Umgebung an die Schule.