Die Schulen bleiben vorerst für die meisten Kinder und Jugendlichen geschlossen. Viele lernen auf digitalem Weg weiter. Doch das können nicht alle. Die spendenfinanzierte Stiftung Bildung hilft.
Sofia (Name geändert) besucht die vierte Klasse einer Grundschule in Berlin. Bis diese wegen der Corona-Krise schließen musste, hatte das 10-jährige Mädchen viel Spaß in der Schule. Wo sie jetzt steht, weiß Sofia nicht. Denn den Unterrichtsstoff, der seitdem durchgenommen wurde, kennt sie nicht einmal. Er sollte per E-Mail kommen. Doch Computer, Tablet oder Handy mit Internetflatrate gibt es bei ihr zuhause nicht. Mit ihren Mitschüler*innen austauschen kann sie sich auch kaum. Sonst wäre das Guthaben ihres Handys für den Monat schnell aufgebraucht.
Kein Einzelfall für Kinder
Wie Sofia geht es vielen jungen Menschen in Deutschland. Online-Unterricht? Fehlanzeige: Bei Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren etwa hat ein Drittel keinen eigenen Computer oder Laptop, mit dem sie digitale Angebote ihrer Schule wahrnehmen könnten. Das zeigt die repräsentative JIM-Studie 2019 zum Medienumgang Jugendlicher. Bei zwei Prozent der befragten Jugendlichen haben auch die Eltern keinen Computer oder Laptop. Bundesweit wären davon rund 88.000 Jugendliche in den Klassen 6 bis 13 betroffen. Dem Statistischen Bundesamt zufolge gab es im Schuljahr 2018/19 insgesamt 4,4 Millionen Schüler*innen in diesen Schulstufen an allgemeinbildenden Schulen.
Die Stiftung Bildung fordert daher einen Bildungsschutzschirm: ALLE Schüler*innen brauchen zuhause einen Online-Zugang zu E-Mails, Unterrichtsmaterialien und Lernplattformen.
Schnelle Hilfe beim Homeschooling
Homeschooling mit Online-Unterricht und dem digitalen Erledigen von Aufgaben wird so, für Kinder, zum Problem. Das hat auch Bertram Schuck schnell erkannt. Er ist Grundschulleiter im Saarland. Während der Corona-Schließung erhalten bei ihm Kinder ohne Computer zuhause ein Gerät von der Schule. „Wir wissen, in welchen Haushalten digitale Endgeräte Mangelware sind“, sagt Schuck. „Daher haben wir uns entschlossen, die Schulregel zu brechen, dass keine Laptops mit nach Hause genommen werden dürfen.“ Eine Kollegin und er bringen den Kindern die Laptops sogar nach Hause und richten alles so ein, dass sie mit den Aufgaben loslegen können.
Gut gegen die Isolation
Entstanden ist die Idee durch einen Anruf der spendenfinanzierten Stiftung Bildung und die Frage, wie man den Kindern kurzfristig helfen kann. Man kennt sich, denn die Schule nimmt seit vier Jahren am Patenschaftsprogramm der Stiftung Bildung teil. Kinder und Jugendlichen helfen hier einander beim Lernen, wo Eltern nicht unterstützen können. Jetzt sind diese Bande auch gut gegen die Isolation zuhause. Der Zugang zum Internet eröffnet dabei zahllose Möglichkeiten, um weiter Zeit zusammen zu verbringen, zu lernen, aber auch kreativ zu sein. Die Stiftung Bildung hat dazu über 80 Tipps zusammengestellt.
Spenden nötig
Ermöglicht wird das Patenschaftsprogramm von der Stiftung Bildung mit Mitteln des Bundesfamilienministeriums, das den größten Teil der Kosten deckt. Für den Rest sammelt die Stiftung Bildung laufend Spenden, bundesweit für rund 300 Schulen und Kitas im Jahr. Nur so kann das Programm laufend weiter umgesetzt werden.
Digitalpakt jetzt dringender denn je für Homeschooling
Das große Engagement der Pat*innen füreinander zeigt umso deutlicher, wie Deutschland in Sachen digitalem Lernen international hinterherhinkt. Was ist mit jenen Kindern, die selbst die Schule nicht mit elektronischen Geräten fürs Homeschooling versorgen kann? Die Corona-Krise ist eine weitere Mahnung, wie wichtig eine zügige Umsetzung des Digitalpakts ist. Mit ihm stellt der Bund bis 2024 fünf Milliarden Euro für die Digitalisierung von Deutschlands Schulen bereit. Geld für die Beschaffung und Ausgabe von Leihgeräten ist darin enthalten.
Titelbild: Bertram Schuck