Immer auf Augenhöhe

Freiwilliges Engagement im Organisationsalltag

Soziales Engagement und ehrenamtliche Tätigkeiten sind der „Kitt der Gesellschaft“, wie die Süddeutsche Zeitung im Jahr 2010 schrieb. Doch  auch wenn freiwillige Mithilfe erfreulich und wichtig ist: Es braucht ein gewisses Maß an Ordnung, damit sie nicht ins Leere läuft und am Ende sowohl die freiwilligen Helfer*innen als auch die unterstützten Organisationen profitieren.
Wir haben mit Katja Hintze über den Alltag mit freiwilligen Helfer*innen gesprochen. Sie ist Vorstandsvorsitzende der spendenfinanzierten  Stiftung Bildung, die in diesem Bereich einen ganz eigenen Weg geht.

Katja Hintze, Vorstandsvorsitzende der spendenfinanzierten Stiftung Bildung (c) privat

Die Stiftung Bildung arbeitet mit rund 60 freiwillig engagierten Menschen zusammen, das sind ungefähr 60 Prozent aller Kolleg*innen. „Wir sind ein gleichberechtigtes Team“, beschreibt Katja Hintze das Verhältnis der haupt- und ehrenamtlichen Kolleg*innen in der Stiftung Bildung. „Die Stiftung Bildung wurde aus dem Ehrenamt heraus gegründet, und es war von vornherein angedacht, das Hauptamt dazuzugliedern. Und diese hybride Struktur wollen wir erhalten.“ Dabei ist eine gut durchdachte interne Organisation entscheidend dafür, dass alle zufrieden sind. Und ein großes Maß an Empathie: Auch wenn Ehren- und Hauptamtliche eng zusammenarbeiten, gibt es zwischen ihnen Unterschiede.

Verbindliche Freiwilligkeit

„Freiwillige entscheiden selbst, wofür sie sich engagieren wollen“, erklärt Katja Hintze. Natürlich entscheiden auch die angestellten Kolleg*innen selbst, woran und wie sie arbeiten. Aber ihr Engagement beruht nicht auf einer Zeitspende, sondern einem Arbeitsvertrag. Dieser bindet sie an ihre Tätigkeiten, Vergütung und Verantwortung. „An dieser Stelle darf ich aber direkt einhaken“, so Katja Hintze. „Der Punkt ,Verantwortung‘ stellt keinen Unterschied zwischen den Festangestellten und den Ehrenamtlichen dar. Wer eine Aufgabe übernimmt, erfüllt sie bestmöglich und sollte sie weitergeben, wenn sie oder er sie nicht erfüllen kann“, führt sie aus. „Dafür sind unsere Freiwilligen auf allen Entscheidungsebenen mit eingebunden und gestalten die Arbeit der Spendenorganisation.“
Damit die Stiftung Bildung als Organisation funktionieren kann, müssen sich alle aufeinander verlassen können. „Selbstverständlich: Freiwillig bleibt freiwillig, das ist uns sehr wichtig! Aber auch Verbindlichkeit zählt, damit wir unseren gemeinwohlorientierten Auftrag der Gesellschaft gegenüber erfüllen können.“

„Selbstverständlich: Freiwillig bleibt freiwillig, das ist uns sehr wichtig! Aber auch Verbindlichkeit zählt, damit wir unseren Auftrag der Gesellschaft gegenüber erfüllen können.“

Moderne Arbeitsbedingungen

Diese Balance beruht auf einem sich stetig anpassenden Organisationsprozess. Dazu gehören regelmäßige Team- und Arbeitsmeetings sowie Organisationsausflüge. „Außerdem ist der Organisationsflow bei uns darauf ausgerichtet, dass ehrenamtlich Engagierte zeitnah an- und abgedockt werden können“, erklärt Katja Hintze. Das bedeutet konkret, „dass wir alles dafür tun, den Ehrenamtler*innen gute und dynamische Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen. Beispielsweise bieten wir allen unseren Kolleg*innen die Möglichkeit, von überall in der Cloud zu arbeiten. Außerdem haben wir einen Laptop für Ehrenamtliche in unseren Büroräumen, falls jemand spontan vorbeikommt oder selbst nicht die technische Ausstattung hat. Das ist eine Win-win-Situation“, so Katja Hintze. „Zum einen bietet es den Freiwilligen viele Möglichkeiten, sich orts- und zeitunabhängig einzubringen. Zum anderen können wir sie flexibel hinzuziehen, wenn Hilfe oder ihre Expertise gebraucht wird.“ Darüber hinaus werden Fort- und Weiterbildungsangebote für die freiwillig Engagierten angeboten – natürlich auch mit Bezug zum Fundraising.
Die Stiftung Bildung sieht ihre Aufgabe auch in der Stärkung des zivilgesellschaftlichen Bildungsengagements bundesweit.

Den Alltag meistern

Wie in jeder Organisation läuft auch in der Stiftung Bildung nicht alles immer glatt, denn niemand ist perfekt. Doch was Fehler angeht, hat Katja Hintze selbst gerade in einer internen Fortbildung gelernt: „FEHLER bedeutet, wenn die Buchstaben umgestellt werden: HELFER!“, beschreibt Katja Hintze den Umgang mit weniger erfreulichen Situationen. „Dass wir alle jeden Tag Dinge verbessern können, gilt für Haupt- und Ehrenamtliche zugleich. Da machen wir keinen Unterschied und wollen eine gelebte Fehlerkultur.“
Doch was, wenn einmal Spannungen aufkommen zwischen den festangestellten und den freiwilligen Kolleg*innen – sei es durch Fehler oder eine unterschiedliche Arbeitsweise, vielleicht sogar Missgunst? Schließlich erhalten Festangestellte für ihre Arbeit eine Bezahlung, während Freiwillige theoretisch jederzeit Aufgaben ablehnen können, wenn sie keine Zeit oder schlicht keine Lust haben, diese zu erfüllen. „So negativ sind diese Situationen nicht. Sicher: Solche Gefühle kommen vor, aber das gehört dazu. Wichtig ist, darüber zu reden“, beschreibt Katja Hintze ihren Lösungsweg. „Bedürfnisse müssen geklärt, Vorannahmen und Denkweisen sowohl bei Haupt- als auch Ehrenamtlichen verändert werden. Nur so gelingt ein produktives Miteinander.“

Eine ehrenamtliche Erfolgsgeschichte

Leseförderung für alle: Lesen als wesentlicher Schlüssel zu Bildung und Teilhabe (c) Dassel/pixabay

„30 000 Kinder erreichen wir bundesweit, und ihr Leben bekommt einen anderen Impuls. Rund 40 000 Kita- und Schulfördervereine gibt es bundesweit. Das Bildungsengagement ist das zweitgrößte Engagementfeld, Tendenz steigend. Es gibt also noch viel zu tun, und dank unserer Spender*innen konnten wir schon einiges erreichen“, resümiert Katja Hintze die Arbeit der Stiftung Bildung. „All das würde ohne ehrenamtliches Engagement nicht funktionieren. Wir sind ehrenamtlich gestartet und inzwischen eine hybride Organisation, die das Beste aus beiden Welten des Haupt- und Ehrenamts zusammenbringt.“
Selbstverständlich wäre eine hauptamtliche Stelle für das Ehrenamtsmanagement „ein Traum“, so Hintze. Aber dank des lebendigen Austausches und der stetigen Kommunikation geht es auch ohne. „Aushandlungsprozesse sind ganz wesentlich, sonst funktioniert das Zusammenspiel nicht, und es macht sich Unzufriedenheit breit.“

„30 000 Kinder erreichen wir bundesweit, und ihr Leben bekommt einen anderen Impuls. (…) All das würde ohne ehrenamtliches Engagement nicht funktionieren.“

Zum Schluss ein Tipp

Die Stiftung Bildung zeigt, dass ehrenamtliches Engagement für Organisationen zahlreiche Vorteile bieten kann. Gerade ehrenamtliche Helfer*innen identifizieren sich mit den jeweiligen Grundwerten und zeigen sich sehr loyal. Um sie optimal in eine gemischte Struktur mit fest angestellten Kolleg*innen zu integrieren (oder andersherum), bedarf es einer anerkennenden Organisationskultur und -struktur und bestenfalls eines Plans für die Zusammenarbeit.
Das fängt bei der passenden Ausstattung für die jeweiligen Aufgaben an und hört bei der Wertschätzung und einem Umgang auf Augenhöhe auf. Gleichzeitig darf man auch Ehrenamtler*innen Verantwortung übertragen und von ihnen erwarten, dass sie die ihnen übertragenen Aufgaben bestmöglich zu erfüllen versuchen. Was gibt Katja Hintze Organisationen mit, die einen ähnlichen Weg gehen wollen? „Was auf jeden Fall hilft: Neugier, Durchhaltevermögen, Ressourcen, Chancenmanagement und Augenhöhe“, so ihre Schlagwörter, die sie mit einer Portion Mut und Optimismus unterfüttert.
„Wer als Organisation noch nicht mit Ehrenamtlichen arbeitet, sollte sich auf das Lernen und die Bereicherung freuen.“

Interview: Lucas Giesen
Quelle: FUNDStücke 4:2020, Mitgliedermagazin des Deutschen Fundraising-Verbands

Kopfbild: StockSnap/Pixabay

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