Über den dringend notwendigen Erfolg von nachhaltiger Entwicklung wird ganz konkret durch Maßnahmen vor Ort, in den Gemeinden und Städten, entschieden. Die von den Vereinten Nationen benannten Sustainable Development Goals, kurz SDGs, bilden eine Grundlage auch für kommunale Nachhaltigkeitsprozesse. Diese betreffen die zukunftsgerechte Gestaltung etwa von kommunaler Wirtschaft, Infrastruktur und Verkehr in ökonomischer, ökologischer, sozialer und kultureller Hinsicht. Eine zukunftsorientierte Gestaltung der Gemeinwesen stellt die Kommunen jedoch vor große Herausforderungen.
Als politische Keimzellen unserer Gesellschaft bieten die Kommunen ihren Bürgerinnen und Bürgern die direkten und unmittelbaren Gestaltungsmöglichkeiten. Sie sind daher in ihrer Verantwortung für nachhaltige Entwicklungsprozesse vor Ort unmittelbar herausgefordert. Wenn diese mit wirksamer demokratischer Teilhabe verknüpft werden, ergeben sich in sozialer und politischer Hinsicht neue Entwicklungschancen, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt dauerhaft stärken können.
Dies setzt jedoch voraus, dass die Bürgerinnen und Bürger die dafür notwendigen Kompetenzen erwerben. Sie müssen Interesse und Motivation zu einer nachhaltigen Gestaltung ihres Gemeinwesens entwickeln und Mitgestaltungsmöglichkeiten auch wahrnehmen können. Dazu leistet Bildung für nachhaltige Entwicklung, kurz BNE, einen wesentlichen Beitrag. BNE befähigt etwa bei unterschiedlichen Interessenlagen und Zielkonflikten sachgerecht zu urteilen und zu handeln. Bildungsprozesse für eine nachhaltige Entwicklung fördern Problemlösungs- und Gestaltungskompetenzen und vermitteln zukunftsfähiges Wissen. BNE-Lernprozesse zielen damit auch auf das Zusammenleben in der Kommune und die Gestaltung ihrer Lebensbereiche ab.
Damit Bildung ihr Potential bei der Gestaltung nachhaltiger Entwicklung entfalten kann, sind die verlässliche Förderung, der Ausbau und die Integration von BNE in Planungs- und Gestaltungsprozesse entscheidend.
Die programmatische Grundlage für die Verankerung von BNE in Politik, Zivilgesellschaft und Wissenschaft bildet in Deutschland der 2017 verabschiedete Nationale Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung (NAP BNE). Dort werden die Handlungsfelder und Ziele für sämtliche Bildungsbereiche, von der frühkindlichen über die schulische wie außerschulische Bildung bis hin zur Erwachsenenbildung, ausgewiesen. Auch das internationale Programm der UNESCO „ESD for 2030“ bestätigt den Weg der strukturellen Verankerung und betont die Forderung nach einer verstärkten Verknüpfung von nachhaltiger Entwicklung und Bildung für nachhaltige Entwicklung. Im Sinne eines ganzheitlichen Bildungsverständnisses erweisen sich demnach Schulen (im Folgenden inkl. Berufsschulen zu verstehen), Kindertagesstätten, Familienzentren, Volkshochschulen und andere außerschulische Bildungseinrichtungen sowie weitere Kooperationspartner als die wesentlichen Akteure in den Kommunen. Als hauptverantwortlicher Träger der örtlichen Bildungseinrichtungen ist es Aufgabe der Kommunen, BNE als kommunale Querschnittsaufgabe zu verankern.
Die Schulen gestalten Bildungs- und Erziehungsprozesse in eigener Verantwortung, über das Schulleben hinaus haben Schulen wichtige Funktionen als Institutionen im Gemeinwesen. Schulen tragen maßgeblich zum Erwerb von Wissen, Kompetenzen und Werten bei. Hier lassen sich ein zukunftsfähiges Miteinander gestalten und Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung leisten. Daher sind die Erfahrungen, die Lernende in Schulen machen, maßgeblich für den Aufbau von Demokratie- und Nachhaltigkeitsorientierungen.
Von der Unterstützung durch die Kommunen hängt wesentlich ab, ob ihre Schulen den Weg zu nachhaltigen Einrichtungen im kommunalen Umfeld erfolgreich beschreiten können. Besondere Chancen bestehen dann, wenn allgemeinbildende und berufsbildende Schulen sich öffnen, außerschulische Lernorte und Lerngelegenheiten einbeziehen und Kooperationen mit außerschulischen (Bildungs-) Akteuren eingehen. Es gilt dabei auch die kommunalen Bildungslandschaften einschließlich der zivilgesellschaftlichen Akteure aktiv einzubeziehen und zu fördern. All dies ist ein Gewinn nicht nur für die pädagogische Entwicklung der Schulen, sondern auch für die Gemeinschaft in den Kommunen. BNE wird zu einem Standortfaktor für die lokale Entwicklung, wenn Kommunen ihre Gestaltungsmöglichkeiten nutzen.
- Die Leistungsfähigkeit der Schulen, ihre unterrichtlichen und schulprogrammatischen Schwerpunkte, ihre Verankerung im Quartier und ihre Wirkung auf das lokale Umfeld, sollten als Qualitätsmerkmale von Schulen verstanden werden. Schulen sollten sich aktiv in das kulturelle, soziale, ökonomische und politische Umfeld einbringen. Denn die Verankerung der Schulen in der Kommune, ihre Beziehungen zu städtischen und kulturellen Einrichtungen, ihre Kooperationen mit Betrieben, Stätten der beruflichen Bildung und außerschulischen Partnern spiegeln wider, inwieweit Schulen in der sozialen, politischen und ökonomischen Gemeinschaft wirksam sind. Daher gilt es in diesem Sinne die Bildungsverantwortung aller Beteiligten vor Ort zu stärken. Außerschulische Bildungs- und Praxispartner sind unbedingt einzubeziehen.
- Schulen sind für Schülerinnen und Schüler Lern- und Sozialräume, in dem sie einen wesentlichen Teil des Tages verbringen. Hier lernen sie im Fachunterricht, erledigen selbstständig Aufgaben, recherchieren und kommunizieren. Hier treiben sie Sport, entspannen sich, essen und trinken. Hier engagieren sie sich in dem Schulförderverein, der Schulgemeinschaft sowie den Schulgremien oder sie beteiligen sich an Projekten und schulischen Initiativen. Das Selbstverständnis und die Qualität von Schulen werden somit maßgeblich dadurch bestimmt, inwieweit für diese unterschiedlichen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler pädagogische Räume und nachhaltigkeitsorientierte Angebote bereitstehen.
- Schulen sind Erprobungsräume für gelingendes Miteinander und gelebte Demokratie. Schulen, die Lernen und schulisches Leben partizipativ gestalten, sind attraktiv und zukunftsfähig. Im Sinne eines „whole institution approach“ lernen junge Menschen neue Möglichkeiten, aber auch Grenzen partizipativen Handelns kennen. In Kommunen stärken Schulen den sozialen Zusammenhalt, indem sie Verständnis für Diversität wecken und mit gelungenen Bildungsbiographien Beiträge zur Chancengerechtigkeit leisten.
- Die eigene Schule ist für Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer ein unmittelbares Lernfeld, an dem Nachhaltigkeitsprozesse unmittelbar erfahrbar sind. Dieser Lebensraum Schule wird entscheidend geprägt von den Kommunen. Diese sind als Schulträgerinnen zuständig für den Bau, den Betrieb und den Erhalt der Schulgebäude, die personelle und materielle Ausstattung und die Beschaffung von Verbrauchsmaterialen. Sie gestalten maßgeblich den Ganztag und somit die Mittags- und Pausenverpflegung, aber auch die Digitalisierung, die Inklusion oder die Schnittstelle zur Kinder- und Jugendhilfe mit. Es liegt in ihrer Verantwortung, dass der Bau und der Betrieb der Schule klimagerecht erfolgen und nachprüfbaren Nachhaltigkeitsstandards und -anforderungen entsprechen (vgl. S. 33 NAP BNE).
Sinnhaftes Lernen und nachhaltiges Handeln bedingen einander. Es gilt daher, schulisches und kommunales Lernen und Handeln bewusst miteinander zu verknüpfen. Daher sollten Schulen unterstützt werden, sich zu nachhaltig handelnden Einrichtungen zu entwickeln. Schulische Bildungsprozesse und kommunale Nachhaltigkeitsprozesse sollten zu diesem Zweck bewusst aufeinander bezogen werden. Wie die folgenden Beispiele zeigen, erweist sich eine enge Abstimmung zwischen den Beteiligten als Erfolgsvoraussetzung und -garant.
Beispiele
Im Sinne einer Konkretisierung werden bei der Auswahl der beispielhaft ausgewählten Kommunen solche Tätigkeitsbereiche und Maßnahmen genannt, die sich erfahrungsgemäß für die Umsetzung der oben genannten Zielsetzung als hilfreich und förderlich erwiesen haben.
Öffentlichkeits- und breitenwirksame Kommunikation der BNE-Aktivitäten in Schule und Kommune
Eigene Webseiten der Kommunen und der Schulen, die Benennung von Ansprechpersonen, gezielte Öffentlichkeitsarbeit durch Angebote und Veranstaltungen, Darstellung von good-practice etc. haben bereits vielfach kommunale Prozesse nachhaltiger Entwicklung (NE) und von BNE verdeutlicht und dadurch öffentliche Wirkung und Aufmerksamkeit erzeugt. Eine besondere Wirksamkeit erzeugen insbesondere Initialveranstaltungen, durch die viele Beteiligte aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft mobilisiert werden. Als Garant für Erfolg erweisen sich die Gründung und die Pflege von Netzwerken. Diese verbinden Initiativen, Projekte und Maßnahmen, bringen vor Ort wirksam BNE- und NE-Prozesse in der Kommune voran.
Die Stadt Aalen treibt die Ausweitung und Verstetigung von BNE auf kommunaler Ebene in vorbildlicher Weise voran. Alle Ämter der Stadt sind über das Agenda-Büro in BNE-Aktivitäten eingebunden. Der Gemeinderatsbeschluss macht BNE zum festen Bestandteil des Leitbilds der Stadt. Die Lokale Agenda 21 Aalen setzt seit 20 Jahren die Bildung und Arbeit für nachhaltige Entwicklung in der Stadt Aalen um. Neben bewährten Themenbereichen wie Energie, Europa, Biodiversität, Mobilität und Schulen wird ein neuer Schwerpunkt auf die Bereiche Jugend und Smart Future City gelegt. Die Kommune hat sich durch die Aalener Agenda-Struktur mit Agenda-Gruppen, Agenda-Parlament, Agenda-Rat und Agenda-Büro kontinuierlich weiterentwickelt und hat eine wirksame Bürgerbeteiligung und Vernetzung der Beteiligten in der Stadt geschaffen.
https://www.unesco.de/bildung/bne-akteure/stadt-aalen-kommune-mit-starkennachhaltigkeitsaktivitaeten
BNE ist Teil des Leitbilds der Gemeinde Alheim. Die Gemeinde verfolgt das Ziel, sowohl Kindern als auch Erwachsenen die nötigen Handlungskompetenzen für nachhaltiges Handeln an die Hand zu geben. 2017 wurde nachhaltige Bildung und Entwicklung in der Hauptsatzung der Gemeinde Alheim fest verankert. Alheim zeigt beispielhaft, wie BNE auch in kleinen Gemeinden durch Kooperationen und Bürgerbeteiligung umgesetzt und gelebt werden kann.
https://www.unesco.de/bildung/bne-akteure/alheim-die-ausgezeichnete-gemeinde
Bad Honnef vernetzt regionale Akteure und trägt BNE in die Breite. Regelmäßige informative Verlautbarungen stellen außerdem sicher, dass lokale Aktivitäten zur BNE öffentlichkeitswirksam dargestellt werden. https://www.unesco.de/bildung/bne-akteure/stadt-bad-honnef-stadt-der-bildung-fuer-nachhaltigeentwicklung
Das BNE-Netzwerk der Stadt Düsseldorf ist ein seit vielen Jahren gewachsenes und professionelles Netzwerk, welches Beteiligte aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung zusammenbringt, die an gemeinsamen Projekten arbeiten und sich gegenseitig unterstützen. Durch seine vielfältigen Aktivitäten trägt das Netzwerk unübersehbar dazu bei, BNE zu verankern und in die Breite zu tragen.
https://www.unesco.de/bildung/bne-akteure/bne-netzwerk-duesseldorf
In der Stadt Osnabrück arbeiten im seit 2003 existierenden Arbeitskreis Bildung (früher AK Umweltbildung) Vertretungen von Organisationen und Institutionen sowie engagierte Einzelpersonen mit dem Leitbild BNE. Ein Schwerpunkt war – anhand von (Jahres)themen und regelmäßigen AgendaWettbewerben für Schulen und Kitas – die Vernetzung der Mitglieder und weiterer Akteure. Der AK wurde fünf Mal als Dekadeprojekt ausgezeichnet, 2018 der AK Bildung gemeinsam mit dem Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrück (VfÖ) als Netzwerk. Seit 2013 liegt der erweiterte Schwerpunkt auf der Entwicklung einer Osnabrücker Bildungslandschaft für nachhaltige Entwicklung – zusammen mit dem VfÖ u. anderen Organisationen sowie Vertretern der Stadtverwaltung und Parteien. Dabei ist ein hoher Anteil ehrenamtlicher Tätigkeit vorhanden. Ein erster Schritt war 2014 der Osnabrücker Nachhaltigkeitstag zum Thema BNE. Seit 2015 gibt es vom AK Bildung das vierteljährlich stattfindende Dialog-Forum BNE, zu dem ein breites Spektrum von BNE-Akteuren und potentiellen neuen Interessenten eingeladen wird. Themen waren bisher z.B. Ernährung, Schule, Mobilität und Konsum, Flüchtlinge und Klimabildung. 2017/18 fand zum Thema Klimastadt ein organisiertes Programm und ein weiterer Agenda-Wettbewerb statt. Die Vernetzung der BNE-Akteure, die außerdem über einen BNE-Newsletter u. regelmäßigen Radio- Sendungen erfolgt, soll weiter ausgebaut (BNE-Netzwerk) werden. 2019 hat der AK sich intensiv in die Diskussion der neuen Strategischen Ziele von Osnabrück im Sinne der Agenda 2030 eingebracht.
Schule als nachhaltige Einrichtung – gemeinsames schulisches und kommunales Handeln
Erfolgreiche kommunale NE- und BNE-Prozesse sind vielfach dadurch gekennzeichnet, dass Vertretungen der Politik, Verwaltungsspitzen, Schulleitungen und Verantwortliche der lokalen außerschulischen Bildungspartner beteiligt sind. Entscheidend ist das gemeinsame kommunale und schulische Handeln. Als erfolgreich erweist sich, wenn alle in die Umsetzung einbezogenen Akteure der Verwaltung umfassend in die Thematik eingebunden und ihre Mitwirkungsmöglichkeiten, genau wie ihre Handlungsgrenzen geklärt sind. Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und Ressourcen-nutzung, wie z.B. die der Einbindung der Schule bei der (pädagogischen) Raum- und Gebäudegestaltung, Mittags und Pausenverpflegung, Einkauf von Geräten und Verbrauchsmaterial etc. gewinnen durch die vielen im Netzwerk vertretenen Perspektiven eine neue Qualität in dem Sinne, dass in Bezug auf nachhaltige Entwicklung das Wünschbare und das Machbare aufeinander abgestimmt werden.
In der Stadt Blaustein in Baden-Württemberg ist für die nächste Zeit geplant, die nachhaltige Entwicklung auf lokaler Ebene in der Stadtgesellschaft und auch der Stadtverwaltung zu verankern und die nachhaltige öffentliche Beschaffung systematisch umzusetzen.
Der Rat der Stadt Dinslaken beschloss 1999 die „Lokale Agenda 21 Dinslaken“. Leitbilder sind die Agenda 21, BNE im Sinne der UNESCO und die Agenda 2030 aus dem Jahr 2015. Innerhalb der Verwaltung wurde bereits im Jahr 2000 das Agenda-Büro eingerichtet, das als zentrale Koordinierungs- und Anlaufstelle für die lokale Lernplattform dient. Es ist direkt der Bürgermeisterin unterstellt und somit für die Umsetzung als Querschnittsaufgabe angelegt. Fortlaufend werden Ratsbeschlüsse zu Strukturen und Inhalten erwirkt.
https://www.unesco.de/bildung/bne-akteure/stadt-dinslaken-lokale-agenda-21-dinslaken
Die Marktgemeinde Oberelsbach hat für das Jahr 2018 erstmalig einen Aktionsplan erstellt mit dem Ziel, BNE explizit in das Leitbild des Marktes Oberelsbach aufzunehmen. In diesem Bereich nimmt der Markt Oberelsbach eine Vorreiterrolle ein, denn eine kommunale Bildungslandschaft ist längst umgesetzt: Schulische und außerschulische Lernorte sind eng miteinander verzahnt. Die Kommune verfolgt den Ansatz des lebenslangen Lernens.
Entwicklung demokratischer Praxis in Schule und Kommune
Eine breite Partizipation und ein hohes Bürgerengagement hängen auch davon ab, wie die Akteure der Schulen und der außerschulischen Bildungspartner in die kommunalen Vorhaben eingebunden werden und umgekehrt, wie bzw. bei welchen Aktivitäten nachhaltiger Entwicklung sich kommunale oder weitere Bildungsakteure in aktuelle und zukünftige schulische BNE-Prozesse einbringen können. Über gemeinsame Aktivitäten ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, die Beteiligung besonders von Kindern und Jugendlichen weiterzuentwickeln. Dadurch entwickeln sie Verständnis und Kompetenz für demokratische Werte und Prozesse, die für die zukünftige Mitgestaltung nachhaltiger Entwicklung bedeutend sind.
Die Stadt Erfurt ist schon seit vielen Jahren kommunaler BNE-Akteur und wurde mehrfach als BNE-Stadt der UN-Dekade und im Weltaktionsprogramm ausgezeichnet. Nun mit der Unterzeichnung der Resolution des Deutschen Städtetages „2030 – Agenda für Nachhaltige Entwicklung: Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene gestalten“ (2017) hat sich ein noch deutlicherer Sprung in Richtung BNE im Bildungsleitbild der Stadt Erfurt („Bildungsstadt Erfurt“) abgezeichnet. Über verschiedene Beteiligungsformate schafft es die Stadt, die Partizipation von Bürgern aller Generationen, insbesondere die der Jugend zu stärken. Hervorzuheben ist hier, dass der Stadtrat im Jahr 2017 eine „Satzung zur Beteiligung junger Menschen“ verabschiedete, die vorsieht, dass über eine Beteiligungsstruktur junge Menschen an Vorhaben der Stadt, die ihre Belange betreffen, beteiligt und finanziell unterstützt werden.
Die Stadt Frankfurt am Main versteht es, BNE mit herausragendem Engagement strukturell und ganzheitlich voranzutreiben. So bestätigte die Stadtverordnetenversammlung am 26.4.2018 die Beteiligung der Stadt am Weltaktionsprogramm und hat den Anspruch formuliert, „Frankfurt als Modellstadt für BNE zu profilieren“. Wie in der Vergangenheit wird die Koordination der kommunalen Bildungspartner durch „Umweltlernen Frankfurt e.V.“ erfolgen, da hier bereits tragfähige und erfolgreiche Kooperationsstrukturen entwickelt sind. Hervorzuheben ist auch, dass zu den im Nationalen Aktionsplan angesprochenen wünschenswerten Aktivitäten zur Stärkung von Jugendlichen als Promotoren einer nachhaltigen Entwicklung in der Stadt Frankfurt eigene Initiativen in diesem Bereich entfaltet wurden.
https://www.unesco.de/bildung/bne-akteure/netzwerk-nachhaltigkeit-lernen-frankfurt
Durch einen intensiven Bürgerbeteiligungsprozess, der weit über den gesetzlich vorgegebenen Rahmen hinausgeht, können sich die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Heidelberg an aktuellen städtischen Themen beteiligen. Durch ihr Engagement in nationalen und internationalen Netzwerken trägt die Stadt Heidelberg dazu bei, BNE strukturell zu verankern. Über ein lokales BNE-Netzwerk werden Bildungseinrichtungen und Nichtregierungsorganisationen eng miteinander vernetzt. Verschiedene BNE Projekte laufen an zahlreichen Schulen in Heidelberg. Kinder und Jugendliche sollen fest im Schulalltag integriert die Möglichkeit erhalten, sich mit Themen der Nachhaltigkeit selbständig und praxisorientiert auseinanderzusetzen. Mit diesem Ziel entwickelt das Agenda-Büro schon seit vielen Jahren gemeinsam mit Heidelberger Lehrerinnen und Lehrern sowie den Kindern und Jugendlichen vielfältige BNE-Angebote und Ideen.
https://www.heidelberg.de/hd,(anker330046)/HD/Leben/Kooperationen+mit+Schulen.html#anker330046
https://www.unesco.de/bildung/bne-akteure/stadt-heidelberg
https://www.heidelberg.de/290582.html
Die Stadt München finanziert Seit 2007 die Geschäftsstelle des Vereins BenE München e.V. (BenE steht für Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in München) und hat damit ein Netzwerk für Münchner BNEAkteure und Akteurinnen geschaffen. BenE München ist von der United Nations University als sog. RCE, also als regionales Kompetenzzentrum zur Förderung von BNE, anerkannt (RCE steht für „Regional Centre of Expertise“). Hierfür, sowie für die Vernetzung formeller und informeller Bildungsträgerinnen und -träger mit Stadt, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, wurde die bayerische Landeshauptstadt 2012 und 2019 für ihre BNE-Engagement ausgezeichnet. BenE München wird mittlerweile durch zahlreiche andere Initiativen der Münchner Stadtgesellschaft ergänzt – u.a. von der Münchner Initiative Nachhaltigkeit (MIN) und der Akteursplattform BNE. Um die BNE-Arbeit weiter zu fördern, hat der Münchner Stadtrat im November 2018 die Erarbeitung einer BNE-Konzeption beschlossen, die dem Stadtrat Anfang 2022 vorgestellt und beschlossen werden soll. Beispielhaft ist in München auch die Einbindung von Kindern und Jugendlichen: Sie können beim halbjährlichen stadtweiten Kinder- und Jugendforum im Münchner Rathaus Anträge an Politik und Verwaltung stellen, um die Stadt kinderfreundlicher zu machen.
https://www.unesco.de/bildung/bne-akteure/landeshauptstadt-muenchen
Der Landkreis Pinneberg weist starkes Engagement zur Förderung der Jugendpartizipation im Bereich BNE auf. Durch die Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendring Pinneberg im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung wird BNE kontinuierlich ausgebaut. Unter anderem werden 22 Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsprojekte in Schulen und Jugendgruppen fachlich unterstützt und die kommunalen Jugendbeiräte beraten. Besonders zu würdigen ist, dass der Kreis sich dafür einsetzt gemeinsam mit den Kommunen ein Bildungszentrum für Nachhaltigkeit für die Region aufzubauen und eine Koordinierungsstelle Nachhaltigkeit und BNE einzurichten.
In der Stadt Wedel existiert eine lebendige und starke Bildungslandschaft, die auf einer gemeinsamen, politisch beschlossenen „Agenda für Bildung“ fußt. Über städtische Kooperationsprojekte mit Kindertagesstätten, formalen- und non-formalen Bildungseinrichtungen sowie der Wirtschaft stärkt die Kommune über unterschiedliche Formate die Kompetenzen bei Lehrenden, Multiplikator*innen, Wirtschaftsvertreter*innen und der Zivilgesellschaft. Diese Projekte werden durch Netzwerkpartner*innen innerhalb und außerhalb der Kommune unterstützt und aktiv gestaltet. Auch für die kommenden Jahre ist eine Fortführung der Bildungsarbeit für nachhaltige Entwicklung in Kooperation mit der Volkshochschule Wedel, lokalen Kindertagestätten und Schulen geplant und in Form eines Stadtratsbeschlusses auch formal in der Arbeitsbeschreibung des Klimaschutzmanagements festgeschrieben.
Übernahme von Gestaltungsverantwortung auf kommunaler Ebene
Unabdingbar ist, dass Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft gemeinsam Gestaltungsverantwortung für nachhaltige Entwicklung übernehmen. Kommunale BNE-Prozesse können sowohl Schulentwicklungsprozesse initiieren, als auch Entwicklungsprozesse der Schulen Einfluss auf kommunale NEProzesse nehmen und diese befördern. Eine solche Öffnung von Schulen zum Quartier und die Gestaltung von kommunalen Bildungslandschaften haben sich vielfach als sinnvolle Motoren für nachhaltigkeitsbezogene Vorhaben von Kommunen, Schulen und Zivilgesellschaft erwiesen.
Seit 2011 durchdringt der Nachhaltigkeitsgedanke in der Gemeinde Dornstadt nahezu alle Felder des kommunalpolitischen Handelns und Entscheidens. Der Gemeinderat hat einen Beschluss zur „Nachhaltigen Gemeindeentwicklung“ erlassen, es liegt ein Nachhaltigkeitsbericht vor und Stellen wurden geschaffen. Die Kommune hat sich kontinuierlich weiterentwickelt und steht beispielhaft für eine Kommune, die dem Gedanken der Implementierung von BNE folgt und diesen durch ihre nachhaltige Entwicklungspolitik lebt.
https://www.unesco.de/bildung/bne-akteure/initiative-dornstadter-zukunftsgestalter
Die Stadt Freiburg engagiert sich seit vielen Jahren mit vielfältigen Projekten zum Klimaschutz, einer umweltschonenden Nahverkehrspolitik, dem Ausbau regenerativer Energien sowie im Bereich der Bildung und generationengerechten Sozialpolitik für Nachhaltigkeit als Leitlinie der Stadtentwicklung. Eine nachhaltige Politik wird als Schlüssel zur Zukunftssicherung urbaner Lebensqualität und als wichtiger ökonomischer Standortfaktor verstanden und gestaltet.
http://www.freiburg.de/nachhaltigkeitsmanagement
2017 erhielt die Stadt Gelsenkirchen als erste deutsche Stadt den UNESCO Learning City Award. Gelsenkirchen habe sich vor allem durch die Einbindung von Akteuren, die vielseitigen Projekte zur Förderung des Zugangs zu Bildung und die Einrichtung eines Monitoring-Verfahrens hervorgetan, so die Jury. Gelsenkirchen war bereits 2016 von der Deutschen UNESCO-Kommission und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung für seine herausragenden Programme im Bereich BNE ausgezeichnet worden. Seit 1997 engagiert sich Gelsenkirchen dafür, mit Hilfe von Stadtverwaltung, Stadtgesellschaft, Organisationen und Vereinen, Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Bildung zu ermöglichen und den Gedanken der Nachhaltigkeit zu vermitteln. Die Vision von Gelsenkirchen: Einen Ort, eine Stadt, einen Lebensraum entwickeln, in dem die Menschen sich wohl fühlen, den sie beleben und mitgestalten. Heimat als Ort, der in Verbindung mit der Außenwelt steht und den Bewohnern einen neuen Begriff von Zukunft vermittelt. BNE soll dabei helfen, diese Vision zur Realität werden zu lassen.
https://www.unesco.de/bildung/bne-akteure/bildung-fuer-nachhaltige-entwicklung
Mit der Initiative „Hamburg lernt Nachhaltigkeit“ (HLN) hat die Freie und Hansestadt Hamburg BNE in ihre Stadtentwicklung integriert. Bereits seit 2005 vernetzt die Initiative HLN Behörden, Institutionen, Verbände, Netzwerke und Personen, die BNE in allen Bildungsbereichen der Stadt voranbringen. Auch dafür wurde Hamburg als eine von nur vier Städten weltweit zum Key-Partner für das Weltaktionsprogramm (WAP) benannt und ist eine der Sprecherinnen im Partnernetzwerk der BNE-Kommunen. Hamburgs BNE- Leuchtturmprojekt wurde in einem zweijährigen Beteiligungsprozess mit Verwaltung und Zivilgesellschaft entwickelt: Der „Hamburger Masterplan BNE“. „Bis 2030 soll BNE in Hamburg in allen Bildungsbereichen strukturell verankert sein. Der Beginn ist für 2020 geplant.“ Mit dieser Vision und dem internationalen Engagement erhielt Hamburg 2019 den UNESCO Japan Prize on Education for Sustainable Development und wurde zudem neues Mitglied im Global Network of Learning Cities der UNESCO.
https://www.unesco.de/bildung/bne-akteure/stadt-hamburg-hamburg-lernt-nachhaltigkeit
2018 wurde die Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt Neumarkt erstellt und durch den Stadtrat beschlossen. Eines von acht zentralen Handlungsfeldern ist BNE. Die Verschränkung kommunaler BNE- und Nachhaltigkeitsaktivitäten ist in Neumarkt strukturell verankert. Durch das seit 2012 etablierte Amt für Nachhaltigkeitsförderung wird BNE als ein Querschnittsthema behandelt.
https://www.unesco.de/bildung/bne-akteure/neumarkt-idopf-ausgezeichnete-stadt-der-nachhaltigkeit
Der Landkreis Uelzen hat einen nachhaltigkeitsorientierten BBS-Campus für die Berufsbildenden Schulen I – ein mehrfach ausgezeichneter BNE Akteur (2016 und 2018/19) – und die Berufsbildenden Schulen II Georgsanstalt geplant. Der multifunktionale klimapositive Neubaukomplex soll 2024/2025 bezogen werden und ermöglicht die Realisierung von 360 Grad Beruflicher Bildung Nachhaltiger Entwicklung (BBNE) sowie eine exzellente Fachkräfteausbildung. Im Kontext der geplanten Neubau- und Umbaumaßnahmen wurde auch ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Quartiers- und Mobilitätskonzept entwickelt.
https://www.bne-portal.de/de/unesco-preis-fuer-bne-deutsche-kandidaten-nominiert-2001.html
https://www.unesco.de/bildung/bne-akteure/bbs-1-uelzen-wir-leben-nachhaltigkeit
https://www.zukunftsraum-schule.de/pdf/kongress-2019/VRfL/100_VRfL_LIESTMANN_PW.pdf (PDF-Datei)
Die Foren Schule und Kommune der Nationalen Plattform „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (NP BNE).
Januar 2021