2007 gründete Tanja Haeusler mit ihrem Mann Johnny Haeusler die re:publica. Auch betreibt sie mit ihrem Mann den Blog Spreeblick.
Anknüpfend an die re:publica findet im Mai 2016 die erste TINCON statt. TINCON steht für „teenageinternetwork“ und versteht sich als Festival für digitale Jugendkultur und will diese sichtbar, fühl- und feierbar machen.
Im Januar startet der Ticketverkauf für die TINCON, ebenso wie der Call for Papers. Das bedeutet, dass interessierte Referent*innen ihre Ideen, Artikel oder was auch immer zu ihren Themen einsenden können, um dann auf der TINCON zu sprechen.
Tanja Haeusler beschäftigt sich schon viele Jahre mit Digitalisierung und ihrer Auswirkung auf die Gesellschaft. Johannes Domnick hat sie gefragt. wie sich das Ganze auf Bildung und Partizipation von Schülerinnen und Schülern auswirkt.
Wie kommt ihr auf das Thema digitale Jugendkultur und Partizipation von Kindern und Jugendlichen?
Ganz sicher spielen unsere beiden Söhne (13 und 16 Jahre) dabei eine wichtige Rolle. Games, YouTube, Musik, aber auch der Umgang mit digitalen Medien in der Schule sind bei uns schon sehr lange ein Thema. Ich finde diese ganzen neuen Entwicklungen unter vielen Aspekten sehr spannend, bewundere die Respektlosigkeit junger Menschen gegenüber der Technik und den kreativen, teils unberechenbaren Umgang mit den Möglichkeiten, die sich da bieten. Weil klar ist, dass diese Technik die Zukunft dieser Generation bestimmen wird, viele Entscheidungen heute aber von denen getroffen werden, die Netzkultur gar nicht leben, halte ich es für wichtig, dass hier mehr politische Partizipation stattfindet.
Worum geht es genau bei TINCON und was erwartest du dir von der Konferenz?
Die TINCON will den wilden Mix digitaler Jugendkultur als Ganzes zeigen und feiern, all das also was toll und aufregend ist: Games, YouTube, Fashion, Politik, Code, Design, Science, Bildung und Musik. All das wird Thema sein bei Workshops, in Talks, Diskussionen und gemeinsamen Aktionen.
Johnny und ich machen ja seit zehn Jahren noch eine andere Konferenz, die re:publica, die etwas Ähnliches für Erwachsene ist. Dabei haben wir festgestellt, wie motivierend und inspirierend es ist, einmal im Jahr zusammen zu kommen, sich auszutauschen, zu informieren oder einfach nur miteinander zu quatschen und zu feiern. Auf der re:publica sind das ganz unterschiedliche Menschen, die aber als zentrales Thema die Liebe zur Netzkultur teilen. Das ist eine super Basis, aus der sich ganz neue Projekte und Ideen entwickeln können.
Wie kann es gelingen das „digitale Leben“ in der Schule zu verankern?
Ich hab die Hoffnung, dass Schule auch heute noch der Ort ist, an dem auf das zukünftige Leben vorbereitet wird. Auf das berufliche ebenso wie auf das gesellschaftliche. Weil beides ohne das Internet und die wichtigsten Fähigkeiten, sich dort zurecht zu finden, kaum denkbar ist, sollte Schule eben dort auch stattfinden. In dem Sinn, dass das Netz sowohl als Wissensarchiv, als auch als Ort der Kommunikation genutzt wird. Medienkompetenz ist für mich deshalb kein eigenes Schulfach oder gar eines, das im Fach IT abgefeiert werden kann, neue Medien und das Netz sollten in jedem Fach genutzt werden. Es gibt großartige Projekte, die beweisen, dass das geht. Handyverbote gehen für mich klar an der Realität vorbei. Es ist sicher nicht so, dass neue Medien nicht auch Probleme mit sich bringen, aber wenn sich Schulen genau dort nicht einbringen, ziehen sie sich aus der Verantwortung.
Ein digitaler Wandel an Schulen kann aber in der Praxis wohl nur gelingen, wenn jemand das Kultusministerium weckt. „Pssst, es ist schon 2015, Zeit aufzuwachen!“ Und das Kultusministerium „Huch, oha!“ diesen Weckruf an alle Beteiligten weiterleitet. Ja, auch an die Lehrenden, tut mir leid….
Welchen Beitrag kann digitale (Jugend-)Kultur zu einer demokratischeren Gesellschaft der Zukunft leisten?
Netzkultur liegt zum einen die Kultur des Gebens und Nehmens zugrunde, zum anderen kann es im besten Sinne als Sender und Empfänger fungieren: Meinungen können an Viele gesendet werden, die sie weiter verteilen. So können auch außerhalb der klassischen politischen Strukturen heraus sichtbare Signale gesendet werden, die sich in Projekten, Aktionen, Petitionen oder Ähnlichem manifestieren können.
Wir haben zudem heute die Möglichkeit, in globalen Teams zusammen zu arbeiten, oder Erfahrungen zu teilen. Und wenn es noch vor 15 Jahren wichtig war, welche Bildung das Elternhaus hatte, können wir heute zumindest theoretisch sagen: das im Netz gespeicherte Wissen steht Jedem und Jeder zur freien Verfügung. Ein wichtiger Grund übrigens, warum es sich lohnt, sich für Netzneutralität einzusetzen!
Johannes Domnick (19) macht noch bis September 2016 sein Freiwilliges Jahr Beteiligung bei der Stiftung Bildung. Mehr über ihn hier.