Am 18. Mai 2022 haben unsere youpaN-Mitglieder Inga Thao My, Nicolas Klasen und Lea Potrafke im Rahmen der Preisverleihung des Nationalen Preis für BNE der UNESCO Deutschland und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) einen Poetry Slam vorgetragen.
Wir stehen nicht auf der Bühne,
wir nehmen uns den Raum,
denn uns ist es wichtig,
euch in die Augen zu schauen.
Es geht weiter wie bisher
Immer heiter und nicht fair
für die eine Seite dieser Erde
Ist auf die Frage: „Was ich wohl werde“
Die Antwort leichter zu geben
Denn du mein Kind kannst so leben
wie du es brauchst
Ohne Sorgen, dass du dein Haus verlierst
Dass dir auch morgen nichts passiert
Du hast keine Angst vor den Träumen in der Nacht
Weil du ruhig schlafen kannst und kein Krieg in dir erwacht.
Du brauchst dir keine Gedanken drüber machen
Dass dir die Banken deine Sachen
einfach nehmen, weil du kein Geld mehr hast
Du brauchst dich nicht schämen,
du trägst keine Last
Du wirst nicht verfolgt, sondern sehr geliebt
Und so legst du dich ins Zeug, denn wenn du alles gibst
Erreichst du deine Ziele und wirst zum Vorbild.
Doch sei dir stets bewusst, dass das für viele gar nicht gilt.
Und vielleicht
nach ner Zeit
fängst du an, zu verstehen
Wie die Welt funktioniert,
Wie die Dinge sich drehen.
Vielleicht denkst du dann, ich seh’s nicht ein!
Wieso darf ich das alles sein?
Warum hab ich das Privileg?
Was doch eigentlich jedem Kind zu steht!
Und du fängst damit an, dich selbst zu hinterfragen
Und hast das Gefühl, selbst zum Unrecht beizutragen.
Denn das System, in dem du bist
In dem du dich bewegst
Ist am Ende daran Schuld,
dass der Teufelskreis sich dreht.
Du verstehst, es ist nicht fair
aber was kannst du allein bewegen.
Das Problem wiegt viel zu schwer.
Willst du nicht einfach nur in Frieden leben.
Nein, du willst was wagen,
kannst das Unrecht nicht ertragen.
Du veränderst dein Verhalten
Willst die Zukunft mitgestalten
Bist motiviert ohne Ende
Nutzt den Kopf, das Herz, die Hände
Doch du merkst schnell, dass du’s nicht schaffst
Dass egal was du auch machst
Die Welt so bleibt, wie sie jetzt ist.
Du merkst wie klein du eigentlich bist.
Und dass die Großen dieser Welt
nichts tun, weil nur das Geld
am Ende zählt.
Aber wir haben euch gewählt.
Damit ihr Meilensteine legt,
Sodass die Menschheit weiter lebt.
Ihr habt’s in der Hand, Gesetze zu erlassen
Und mit Herz und Verstand jetzt endlich Mut zu fassen.
Unterricht.
Un-ter-richt.
Unterrichtung.
Dieser zentrale Begriff aus dem Bildungssystem ist so absurd und anachronistisch, dass man sich wundern kann, wie er heutzutage überhaupt noch existiert.
Unterricht.
Un-ter-richt.
Unterrichtung.
Dieser Begriff ist so symptomatisch der aktuellen Probleme des Bildungssystems. Synonyme sind laut Duden Information, Erklärung oder Darlegung.
Alles eine Einbahnstraße. Wo ist das Denken? Wo ist der Dialog?
Einer der zentralsten Begriffe unseres Bildungssystems ist so symptomatisch für dessen Probleme.
Soldat*innen im 19. Jahrhundert brauchten eine Unterrichtung.
Halt das Gewehr auf den Gegner, nicht in deine Richtung, schießen, vorwärts stürmen, sterben.
Niemand hat in diesem Prozess nachgedacht, und warum auch?
Und was hat Unhinterfragtes unterrichtet werden nicht schon alles angerichtet?
Wie kann es sein, dass wir uns nach diesem Begriff heutzutage noch ausrichten?
Doch gilt noch heut’ diese Devise, zwar in abgespeckter Form, aber funktioniert doch trotzdem irgendwie.
Setz dich hin, sei ruhig, lern das.
Stell das nicht in Frage.
Lass dich unterrichten.
BNE ist doch das genaue Gegenteil davon. BNE ist Diskussion, BNE ist Kritik, BNE ist Beteiligung.
BNE ist das genaue Gegenteil davon, was Bildung einmal war:
Ein Mittel zum Zweck, zur bloßen Effizienzsteigerung.
Das darf BNE nicht sein.
BNE ist Haltung, BNE ist Position, BNE ist kontrovers.
Und: BNE löst Probleme.
Wie sollen Menschen Probleme lösen, wenn sie nicht wissen, was sie dafür tun können?
Unterricht ist bevormundend.
BNE ist ermutigend.
Wir haben gespürt, wie Erkenntnis zu Verzweiflung führt.
Wir haben gehört, wie alter Unterricht neues Denken stört.
Das darf nicht so weitergehen! Ich kann nicht tatenlos zusehen…
Es ist Zeit für einen Wandel und dieser erfordert unser Handeln.
Lasst uns alles geben
für den Traum von einer Welt
In der wir alle gemeinsam und gerecht zusammenleben.
Lasst uns Menschen mit unseren Ideen inspirieren
Und bei EntscheidungsträgerInnen dafür lobbyieren.
Bis unser Traum von einer besseren Welt
Einzug in alle Bildungsbereiche erhält!
Die Transformation der Gesellschaft ist nicht einfach.
Das verlangt viel Engagement
Das verlangt viel Zeit – und Mut
Aber es lohnt sich, denn das Ziel ist gut.
Doch Engagement kostet Zeit
Engagement kostet Mühe.
Wie soll ich das noch neben einer 40-Stunden Arbeitswoche schaffen?
Wie soll ich mich abends noch dazu aufraffen?
Engagement braucht Motivation
Engagement braucht Privilegien
Woher nimmt die Studentin zwischen Uni und Nebenjob noch die Zeit?
Und ist ein Auszubildender im Schichtdienst dazu bereit?
Engagement muss gefördert werden
Engagement muss wertgeschätzt werden
Ich fordere Unternehmen, Politik und Gesellschaft auf, Engagement zu unterstützen
und Engagierte vor Überlastung zu schützen.
Denn nur gemeinsam können wir unsere Lebensgrundlagen erhalten und eine bessere Zukunft gestalten.
Wir können Armut, Hunger, Sterben beenden
Und die Welt Gerechtigkeit und Frieden zuwenden.
Dazu braucht es eine Politik, die den Ernst der Lage rafft,
mutige Unternehmen und eine engagierte Gesellschaft.
Es kann nur funktionieren, wenn alle zusammen mit Engagement und Motivation
Kämpfen für die große Vision.
Poetry-Beitrag bei der Gala zur Verleihung des Nationalen Preis BNE durch das youpaN
Poetry-Beitrag bei der Gala zur Verleihung des Nationalen Preis BNE durch das youpaN (PDF-Datei)