Flüchtlingspatenschaften in der Kita
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Acht Flüchtlingskinder gehen seit Herbst vergangenen Jahres in die Kindertagesstätte St. Katharina in Glehn. Der Förderverein „Gemeinsam stark sein“ der Kita setzt sich auf besondere Weise für diese Kinder und ihre Familien ein. Mit Hilfe der „Stiftung Bildung“ hat er ein Patenschaftsprojekt ins Leben gerufen.
Mit einem Begrüßungsfest begann das Patenschaftsprojekt der Kita St. Katharina. „Wir haben mit dem Projekt im September 2016 begonnen, als die Kinder in die Kita gekommen sind“, erzählt Jenny Papric, die gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Fördervereins, Klaus Seidelmann, das Vorhaben aus der Taufe gehoben hat. Die meisten Kinder seien aus Syrien und zwischen einem und vier Jahre alt.
Gemeinsam legten die Familien einen Natur- und Naschgarten vor der Kita an und trafen sich zum Bastelnachmittag in der Adventszeit. „Die Veranstaltungen waren immer sehr gut besucht, und wir haben uns gut unterhalten, hier und da ein paar Tipps und Ratschläge gegeben und die Kochkünste des jeweils anderen kennen gelernt“, so Papric. Ein Ausflug in einen Freizeitpark und weitere gemeinsame Aktionen sollen folgen.
Patenschaften werden individuell gestaltet
Es sei nicht besonders schwierig gewesen, Paten für die Flüchtlingsfamilien zu finden, berichtet Jenny Papric. Sie selbst hat mit ihrer Familie ebenfalls eine Patenschaft übernommen. Wie die einzelnen Patenschaften gestaltet werden sollten, sei nicht vorgegeben gewesen. Es habe nur Anregungen vom Förderverein gegeben und ein paar gemeinsame Treffen, um sich kennen zu lernen.
„Wo Hilfe benötigt wird, sind die Patenfamilien sehr engagiert“, erzählt Papric. Sie versuchten beispielsweise bei der Wohnungssuche zu helfen oder bei der Besorgung von Kleidung und Möbeln für den Nachwuchs. „Teilweise fahren die Kinder zusammen zur Kita oder unternehmen am Nachmittag etwas zusammen“, so die Mitbegründerin des Projekts.
„Wir sind Paten für Rania und Anas Ogly mit Ihren zwei Jungs, dem einjährigen Josef und dem dreijährigen Osama. Die Familie war vor eineinhalb Jahren aus Damaskus geflohen“, erzählt Papric. Rania und Anas Ogly seien schon sehr gut integriert. Sie machten bereits einen zweiten, etwas anspruchsvolleren Deutsch-Kurs und auch den Führerschein. Sie seien sehr hilfsbereit den anderen Familien gegenüber, so Papric.
„Unsere Patenfamilie ist unser bester Berater“
Der Syrer Anas Ogly findet das Patenschaftsprojekt der Kita toll. Seine Familie und die anderen hätten dadurch die Möglichkeit, sich mit deutschen Familien zu treffen und das Leben in Deutschland besser kennenzulernen, sagt er.
„Unsere deutsche Patenfamilie ist immer für uns da. Wir haben uns sehr oft getroffen, um miteinander zu essen und uns kennenzulernen und um Antworten auf unsere Fragen zu bekommen. Wir hatten immer viele Fragen nach Arbeiten, Führerschein machen, Studienmöglichkeiten, und unsere Patenfamilie war und ist unser bester Berater. Die Kinder spielen viel zusammen und haben Spaß und das ist für uns wirklich toll“, erzählt Anas Ogly.
Verständigung ist kein Problem
Mit der Verständigung gebe es keine großen Probleme, da einige Mütter und Väter schon seit ein paar Monaten einen Deutsch-Kurs besuchten, sagt Papric. „Wenn Übersetzungen nötig sind, helfen wir uns gegenseitig.“
„Unser Hauptziel ist es, den Kindern gemeinsam Freude zu bereiten und den Anschluss und die Freundschaften zu stärken. Auch zwischen den Eltern sind bereits gute Kontakte geknüpft und Freundschaften geschlossen worden“, berichtet Papric. Die ein oder andere Familie halte sich noch etwas zurück, aber im Großen und Ganzen seien doch alle sehr dankbar für die herzliche Aufnahme und das Angebot.
Workshop für Erzieherinnen
Das Patenschaftsprogramm geht auf eine Initiative der „Stiftung Bildung“ zurück. Eine gute Freundin habe sie darauf aufmerksam gemacht, sagt Jenny Papric. Und nach Rücksprache mit der Kita-Leitung St. Katharina und dem Förderverein sei ganz schnell klar gewesen, dass sie bei dem Projekt mitmachen wollten.
Mit Hilfe der Stiftung Bildung konnte für die Erzieherinnen und Erzieher der Kita ein Workshop zum Thema interkulturelle Kompetenzen mit einer Mentorin organisiert werden, die selbst einen Migrationshintergrund hat. „Der Workshop war laut Kita-Leitung nötig, da es bei der konzeptionellen Arbeit der Kita starke Veränderungen gab. Schließlich hatte hier von einem auf den anderen Tag jedes 10. Kind Fluchterfahrungen“, sagt Gina Friedrich, die bundesweite Projektmanagerin der Stiftung Bildung. „Und der Workshop war nach Aussage der Kita-Leitung und den teilnehmenden Erzieherinnen und Erziehern ein großer Erfolg“, freut sich Friedrich.
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