Erfahrungsbericht zum Achtsamkeitstraining: „In Verbindung mit mir selbst“
Im Rahmen des Patenschaftsprogramms „Menschen stärken Menschen“ fördert die Stiftung Bildung Begegnungen zwischen Kindern und Jugendlichen mit und ohne Fluchterfahrung. Hier erzählen die Engagierten von ihren Erfahrungen und Erlebnissen aus dem Tandemalltag.
Julia Schaaf war im Schuljahr 2016/2017 Willkommenslehrerin am Wilhelm-von-Siemens-Gymnasium in Berlin-Marzahn. Die Stiftung Bildung stärkt auch die Lehrkräfte, die sich für die Kinder und Jugendlichen mit und ohne Fluchterfahrung engagieren. Frau Schaaf nahm zusammen mit einer Kollegin an einer Fortbildung zum Thema Achtsamkeit im Schulalltag teil.
„Ja, es hat sich gelohnt das ganze Wochenende von Freitag, den 31.03. bis Sonntag, den 02.04. im Innovation LAB der Evangelischen Schule Berlin Zentrum zu verbringen um an dem Workshop „In Verbindung mit mir selbst“ teilzunehmen. Geleitet wurde das Training von zwei sehr erfahrenen Coaches von „Mind with Heart“, einer internationalen und gemeinnützigen Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Persönlichkeitsentwicklung von Jugendlichen zu stärken, um eine achtsamere und mitfühlendere Gesellschaft zu schaffen.
Der Titel „In Verbindung mit mir selbst“ hat mich sofort interessiert und ich konnte auch noch eine Kollegin von meiner Schule dafür begeistern ebenfalls an diesem „Training für LehrerInnen und ErzieherInnen zum Kultivieren von Resilienz, Achtsamkeit und emotionalem Wohlbefinden bei Jugendlichen“ teilzunehmen. Zum Glück, denn so war ich wenigstens nicht die Einzige, die noch keine Erfahrungen mit Meditation und Achtsamkeitstraining gemacht hatte. Der ganze Workshop war sehr professionell angelegt und basierte auf wissenschaftlich belegten Werkzeugen für Achtsamkeit und Mitgefühl. Das Programm bestand aus zehn Sitzungen, die wir Stück für Stück in den drei Tagen durchgegangen sind. Dabei waren die Kernthemen u.a. Glück, Achtsamkeit, die Sinne, Gefühle und Emotionen, der Körper, Gedanken, Gesundheit, Wohlbefinden, Mitgefühl und Integration. Das Training sollte den Lehrerinnen und Lehrern dabei helfen Stress zu reduzieren, emotionale Belastbarkeit zu steigern sowie allgemein eine größere berufliche Zufriedenheit zu ermöglichen.
Für mich persönlich hat sich in diesem Workshop herausgestellt, dass man Achtsamkeit und Mitgefühl nicht an einem Wochenende lernen kann, sondern über einen längeren Zeitraum üben und praktizieren muss, besonders das Meditieren. Was ich über die genannten Themen gelernt habe, hat mich so motiviert, dass ich mich jetzt weiter mit diesen Dingen beschäftigen möchte. Mein Ziel ist es, einen auf Achtsamkeit und Mitgefühl basierenden Unterricht in meiner Willkommensklasse anzubieten und den SchülerInnen Werkzeuge an die Hand zu geben, die ihnen dabei helfen ihre Fähigkeit zu Entspannung und Aufmerksamkeit zu entwickeln und ihre Empathie zu fördern.
Es war sehr wertvoll für mich, mich mit dem Begriff der Achtsamkeit genau auseinanderzusetzten. Achtsamkeit ist nicht nur wach, präsent und entspannt zu sein, sondern auch eine gütige Einstellung zu sich selbst zu haben und frei von Vorurteilen zu sein. Das finde ich persönlich sehr wichtig, sowohl für mein Berufs- als auch für mein Privatleben.
Wir als LehrerInnen sind maßgeblich an der Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen mit Fluchterfahrung beteiligt und dabei kann es nur von Vorteil sein gemeinsam wissenschaftlich belegte Methoden zur Entwicklung von Achtsamkeit und Mitgefühl zu erforschen und im Unterricht damit zu experimentieren, damit die Motivaton, das Wohlbefinden und das soziale Verhalten der SchülerInnen gestärkt werden. Viele Bewegungsspiele, Experimente und Meditationsübungen (wie den Body Scan), die wir durchgeführt haben, kann ich in meinem Unterricht mit den SchülerInnen mit Fluchterfahrung anwenden und das Beste daran ist, es macht riesigen Spaß!Diese experimentierfreudige und inspirierende Weiterbildung war eine erstaunliche Erfahrung für mich. Sie war sehr nützlich für mein Leben, hat mir viele Einsichten verschafft und mich zum Nachdenken gebracht. Anfangs dachte ich, ich gehe dorthin und lerne etwas für meine SchülerInnen, doch am Ende kam die Erkenntnis, dass ich neue Dinge für mich selbst und über mich selbst gelernt habe. Dieser Perspektivwechsel begeistert mich bis heute und ich kann nur jedem empfehlen an einem Achtsamkeits- und Mitgefühlstraining teilzunehmen. Es ist eine großartige positive Lebenserfahrung, die bleibende Erinnerungen und den Mut zur Veränderung schenkt. Ich bin ganz bewusst und noch näher in Kontakt zu mir selbst gekommen, wie der Titel des Workshops es treffend beschreibt.“
Das Patenschaftsprogramm der Stiftung Bildung ist Teil des Bundesprojekts „Menschen stärken Menschen“ des Das Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).