An unserer Schule wird immer über Müllvermeidung geredet – aber: Warum passiert nicht mehr? Diese Frage hat sich die Schloss-Schule Ludwigshafen gestellt und angefangen, die Probleme kreativ anzupacken. Was hat es verändert?
Seit dem Startschuss zum Projekt: „Unser Leben ohne Plastik“ ist an der Schule viel passiert: Die Schüler*innenvertretung hat sich mit tollen Ideen und Wünschen eingebracht, unterstützt vom Kollegium. Die geplanten Aktivitäten werden künftig dabei helfen, ein Bewusstsein für Umwelt und Abfallreduktion zu schaffen. Und: Das Verbrauchsverhalten der Schülerinnen und Schüler konnte schon nachhaltig geprägt werden.
Zuerst wird genäht
Die erste Idee war: Einkaufstaschen nähen, damit die Schülerinnen und Schüler künftig eine tolle, selbstgenähte Tasche für ihre Einkäufe haben. Mit den Fördermitteln der Stiftung Bildung wurden nicht nur neue Nähmaschinen angeschafft. Auch einige alte Nähmaschinen konnten aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt und instand gesetzt gewerden. Eine Stickmaschine ersetzt den ursprünglich geplanten Plotter. Damit können die Kinder die produzierten Taschen mit dem Schullogo und dekorativen Elementen versehen.
Bisher sind ca. 100 Taschen aus neu gekauften und gespendeten Stoffen entstanden und bereits in Gebrauch. In zwei AGs nähen Schüler*innen derzeit weiter, was das Zeug hält. Die Kinder und Jugendlichen haben großen Spaß und arbeiten dabei mit aller Sorgfalt. Anfänger können zunächst mit ganz einfachen Taschenmodellen beginnen. Ihr Erstlingswerk dürfen sie natürlich behalten und stolz auf dem Schulhof präsentieren.
Dann wird verkauft
Die Modelle sind in einer Vitrine beim Sekretariat zu sehen, und beim Schulfest betreuen die Kinder einen kleinen Verkaufsstand. Auch einzelne Kleidungsstücke und Rucksäcke konnten die Schüler*innen schon reparieren. Das erspart die Neuanschaffung und reduziert Abfälle. Eine großartige Unterstützung ist auch das Kulturzentrum „Das Haus“. Im dortigen Café-Restaurant „Hausboot“ werden die in der Schule entstandenen Stofftaschen werden als Transportmöglichkeit für das „Essen zum Mitnehmen“ gegen eine Gebühr verkauft.
Die Zukunft ist gesichert
Mit Einnahmen aus dem Verkauf kann die „Näh-AG“ auch über die Projektphase hinaus ihre laufenden Kosten für Garn und Ersatzteile stemmen. Das Haus unterstützt die AG bei Werbemaßnahmen zugunsten der plastikfreien Einkaufstaschen und bei deren Veräußerung. Ein Artikel in der regionalen Presse über diese Kooperation ist außerdem geplant.
Auch ein Folgeprojekt ist bereits entstanden: Das Haus hat in den letzten Jahren eine Vielzahl „Werbebanner“ aus Kunststoff für frühere Konzerte und andere Veranstaltungen gesammelt. Auch daraus produzieren die AG’s zukünftig Taschen. Diese werden dann bei Veranstaltungen verkauft, um im Sinne des Upcycling-Gedankens die mögliche neue Nutzung von nicht mehr benötigten Dingen und Material zu zeigen.
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Motiviert zur Mülltrennung
Die Schüler*innenvertretung hatte zudem großartige Ideen, wie man die Bereitschaft zur Mülltrennung bei allen in der Schule zusätzlich stärken kann. So stehen täglich zwischen 12.45 Uhr und 13.00 Uhr die Schülervertreter*innen als „Müll-Detektive“ auf dem Hof bei den Containern und helfen den Mülldiensten der einzelnen Klassen dabei, den Müll aus den Klassenzimmern in die richtigen Container zu werfen. Gleichzeitig überprüfen sie, welche Klassen gut getrennt haben. Am Ende jedes Monats bekommt die Klasse, die die beste Mülltrennung und die wenigsten Müllmengen geschafft hat, eine Ehrung als „Klasse des Monats“. Zwei SV-Schülerinnen haben Bilder gezeichnet, auf denen die Mülltrennung erklärt und veranschaulicht wird. Aus diesen Bildern werden Aufkleber produziert und damit in allen Klassen und auf den großen Tonnen auf dem Schulhof einheitliche Markierungen gesetzt. Auch im Lehrer*innenzimmer ist die Mülltrennung angekommen, und es stehen zusätzliche Eimer zur Verfügung.
Zur Müllvermeidung im Bereich des Mittagessens wurde für die Kinder, die sich mittags selbst mit kleinen Snacks versorgen müssen, bisher Instant-Essen vorrätig gehalten. Die Verpackungen waren natürlich meist Plastik. In Großgebinden werden nun einige Grundzutaten und Gewürze vorrätig gehalten und Behälter hierfür angeschafft. Nun können sich die Schülerinnen und Schüler ihre Zutaten selbst zusammenstellen und es fällt nicht so viel Verpackungsmüll an. Ein weiterer Schritt Richtung Leben ohne Plastik.
Ein Stein kommt ins Rollen
In einigen Klassen wurden Unterrichtseinheiten zum Thema Müll und die Auswirkungen auf die Umwelt behandelt. Sehr interessiert waren die Klassen vor allem an den Auswirkungen von Plastikmüll für die Weltmeere. Die Kinder waren sehr betroffen von den Gefahren, die für die Tiere entstehen, die Plastik mit Nahrung verwechseln oder sich darin verfangen. Die Verantwortung der Menschen hierfür wurde ihnen dabei sehr deutlich.
Ein tolles Fazit und neue Pläne
Die beteiligten Akteur*innen berichten: „Die Förderzusage für das Projekt war ein erster Schritt in Richtung Leben ohne Plastik. Unser Schulleben hat sich hierdurch verändert, für alle täglich sichtbar und erfahrbar. Inzwischen sind Kollegium und Schülerschaft für das Thema sensibilisiert, und zahlreiche Ideen warten noch auf ihre Realisierung.“
Große Ziele sind gesteckt: So soll auf dem Gelände der Schule der noch neue und kleine Schulgarten weiterwachsen und sich auch in der Fläche vergrößern. Geplant ist ein kleines, abgeschlossenes Gärtchen mit einigen Hochbeeten, ein grünes Klassenzimmer, eine Ecke mit Obststräuchern und eine gemütliche Fläche zum Sitzen im Grünen. Die Schätze und Reichtümer einer intakten Umwelt sollen die Schülerinnen und Schüler auf diese Weise selbst erfahren und erleben. Den kleinen geschlossenen Nutzgarten sollen noch eine Kräuterschnecke, Kartoffeltürme und ein Kompost ergänzen. Nachhaltig die Liebe zur Natur ausbilden und verantwortungsbewusst mit unserer Umwelt umgehen. Das ist ein Anliegen, das bei allen in der Schule mehr und mehr auf fruchtbaren Boden fällt.