Dreifach für Integration
Enge Zusammenarbeit und Unabhängigkeit stehen nicht zwingend im Widerspruch zueinander. Wer noch einen Beweis für diese These brauchte, findet ihn in dem dreiteiligen Projekt „Aktive Willkommenskultur an der Heinrich-Böll-Schule“, das von der Gesamtschule in Hattersheim in Hessen geplant und durchgeführt wird.
Der erste Teil des Projekts war ursprünglich Element einer Projektwoche. Aber die Schüler*innen der neunten Klasse haben die Aktivitäten ein halbes Jahr lang einmal wöchentlich in ihrer Freizeit weitergeführt und einen direkten Austausch mit Geflüchteten möglich gemacht. Die deutschen Schüler*innen trieben gemeinsam mit den Geflüchteten Sport, malten mit ihnen oder gaben Deutschunterricht. Die gemeinsame Freizeitbeschäftigung ließ viele neue Kontakte entstehen. Darüber hinaus konnten aber auch Vorurteile, etwa die Fluchtmotive betreffend, abgebaut werden.
Seit November 2015 haben Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse außerdem vier Monate lang zusammen mit erwachsenen Geflüchteten und Mitarbeitern einer Behinderten-Fahrradwerkstatt gespendete Fahrräder repariert. Diese konnten anschließend von den Geflüchteten genutzt werden. Dabei konnten alle Beteiligten auf Augenhöhe zusammenarbeiten und die Mobilität der Geflüchteten verbessern.
Der dritte Projektteil richtet sich vor allem an Geflüchtete ohne Deutschkenntnisse. Zwölf engagierte Eltern bieten nach dem Unterricht in drei Gruppen Hilfe bei den Hausaufgaben oder bei Beschäftigungen wie Basteln an. Aufgelockert wird das Angebot außerdem durch Ausflüge in die nähere Umgebung.
Ziel des Projekts „Aktive Willkommenskultur an der Heinrich-Böll-Schule“ ist es, die Sprachkenntnisse, sozialen Kontakte und die Unabhängigkeit der Geflüchteten zu stärken und somit eine erfolgreiche Integration zu vereinfachen. Der direkte Kontakt zwischen Deutschen und Geflüchteten ist dabei von großer Bedeutung.
Für den Erfolg des Projekts waren das „Cafe Asyl“ und die Schlocker-Stiftung mitverantwortlich, die sich beide an einzelnen Projektteilen stark beteiligten. Das gesamte Projekt hätte ohne die Beteiligung des Fördervereins der Heinrich-Böll-Schule, der finanzielle Hilfe leistete und für alle Engagierten als Ansprechpartner diente, nicht realisiert werden können.
Die Schule und der Förderverein
Der Förderverein wurde im Mai 1995 gegründet und unterstützt die Schule seitdem ideell und materiell. Darüber hinaus hat er sich über viele Jahre hinweg an dem Aufbau einer Ganztagsbetreuung an der Schule beteiligt. Er fördert außerdem regelmäßig Projektwochen, Schulprojekte wie die Schülerband und auch gemeinsame Fahrten mit Schülern der Bodelschwingh-Schule.
Die Heinrich-Böll-Schule setzt sich neben der Inklusion von Behinderten, auch außerhalb des Projekts, aktiv für die Integration von Geflüchteten ein. So gibt es zwei vor allem auf Kinder aus Afghanistan und Syrien ausrichtete Klassen, in denen Deutschkenntnisse in Sprache und Schrift vermittelt werden. Dadurch wird die Wahrnehmung weiterer Angebote für die soziale, kulturelle und politische Integration ermöglicht.