nominiert für den Förderpreis Verein(t) für gute Schule 2015
Kinder- und Jugendbeteiligung – das ist an der Freien Schule Charlottenburg nicht nur ein Projekt. Die gesamte Schule mit all ihren Beteiligten lebt Partizipation im Schulalltag. Alle Schülerinnen und Schüler jeder Klassenstufe haben das Recht, an der wöchentlichen Schulversammlung teilzunehmen. Die Schule bietet den Kindern die Gelegenheit, sich in Eigenverantwortung und Mitbestimmung zu üben. Es gibt einige Regeln, die von den Erwachsenen vorgegeben werden (z.B. durch Schulpflicht, Versicherungen). Viele Entscheidungen im täglichen Zusammenleben werden jedoch von den Kindern selbst getroffen. Sie stoßen Entwicklungen und Projekte an, setzen ihre Ideen maßgeblich um und verankern sie nachhaltig und langfristig in den Schulalltag. Unsere Kinder gestalten nachhaltig und aktiv ihren Raum „Schule“ zum Erlebnisraum mit.
Partizipation im Schulalltag
Grundlegend für die Einbindung der Schülerinnen u. Schüler ist die wöchentliche Schulversammlung. Die Kinder und Jugendlichen bringen in der Schulversammlung eigene Anträge ein, die maßgeblich den Schulalltag beeinflussen. Dies sind zum Beispiel:
- Einführung der Fremdsprache Japanisch
- ein zweitägiger Ausflug zur Kartoffelernte
- Planung und Koordination von Kursen u. Ausflügen
- Materialwünsche zur Ausgestaltung der Fachräume.
Je nach Komplexität werden Anträge in der Schulversammlung sofort abgestimmt oder an Gremien weitergeleitet, um finanzielle oder personelle Bedingungen zu klären.
Stimmberechtigt sind alle Schülerinnen, Schüler und Lehrende der Schule. Die Anträge werden z.T. stark diskutiert, bis sich ein Konsens findet. Stets stehen die Schüler mit den Lehrenden und Eltern in Kontakt, um gemeinsam zufriedenstellende Lösungen zu finden. Durch die gemeinsame Arbeit wird für alle Beteiligten ein wertschätzender Schulalltag ermöglicht.
Die Schule besteht aus einem Grund- und Sekundarschulbereich, der ohne räumliche Trennung ineinander übergeht. 2015/16 besuchen 50 Kinder und Jugendliche der 1.-9. Klasse die Schule. Im darauf folgenden Jahr wurde der Aufbau der Sekundarstufe abgeschlossen. Es gibt kein Einzugsgebiet. Die Schülerschaft ist heterogen bezüglich Einkommen, Familienverhältnisse, Muttersprache, Kultur- und Religionskreise. Jedoch vereint alle Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräften die Ideale der Schule.
Seit 2003 ist die Freie Schule Charlottenburg eine staatlich anerkannte Ersatzschule, seit 2010 in freier Trägerschaft. Die reformpädagogische Schule hat es sich zum Ziel gesetzt, dem eigenverantwortlichen Engagement und der Mit- und Selbstbestimmung ihrer Schülerinnen und Schüler großen Raum im Schulalltag zu geben. Die Kinder wachsen in einer Umgebung auf, die durch Freiheit, Mitbestimmung, Altersmischung, Offenheit, schöpferisches Tun, Ganzheitlichkeit, Ökologie und Mitmenschlichkeit geprägt ist.
Engagierte Lernbegleitende
Die organisatorische Umsetzung und Rahmengebung wird mit hohem Engagement der Lernbegleitenden und Eltern ermöglicht. Denn Selbst- und Mitbestimmung braucht Raum und Zeit. Im Schulalltag befinden sich stets 5-7 Lernbegleitende in der Schule. Die Räumlichkeiten sind nicht nach Klassenstufen, sondern nach Themengebieten sortiert. Neben Fachbereichen für Mathe, Deutsch und Lesen gibt es z.B. Bereiche für Experimente, den Konstruktionsraum, eine Holzwerkstatt, eine Kinderküche, den Schulgarten und einen Aufenthaltsraum. Die Lernbegleitenden bieten Kurse an, beaufsichtigen Räume, rufen die Schulversammlung aus oder begleiten Exkursionen. Sie bieten jederzeit den Schülerinnen u. Schülern Unterstützung an.
Die Projekte reichen vom Bau eines Meerschweinchen-Geheges, Anfertigen von Puppenmöbeln und Kochen über selbst geschriebene Bücher, Entwerfen und Nähen von Kostümen bis hin zur Einführung neuer Kurse. Auch die Planung und Gestaltung von vorhandenen Räumen sowie die gemeinschaftliche Planung und Renovierung des neuen Schulhauses stehen auf dem Programm.
Partnerschaften machen vieles möglich
Zu den Ideen der Schülerinnen und Schüler werden passende Kooperationspartnerschaften gesucht und gefunden. Für die einzelnen Projekte agieren neben den Lernbegleitenden ehrenamtlich engagierte Eltern und Partnerinnen und Partner außerhalb der Schule. Die Lernbegleitung ermutigt die Kinder, selbstständig Partnerschaften zu finden und unterstützt sie bei Telefon- u. Schriftverkehr.
Wenn die unerschöpflichen Fragen der Kinder die Grenzen der Schule erreichen werden die Fühler ausgestreckt und alle lernen gemeinsam weiter. So haben sich die Schülerinnen und Schüler im Herbst einen Professor zu Fragen der Medieninformatik „gemietet“ und einen Umweltexperten zum Thema Strom und Solarenergie eingeladen. Die Schule nutzt regelmäßig die Berliner Museumslandschaft (Technikmuseum, Science Center, Mach-mit-Museum, Wissenschaftsschiff, Waldschule) und plant demnächst eine Zusammenarbeit mit der Wissenschaftswerkstatt. Im letzten Jahr wurde zum Thema Krieg/Weltkrieg ein Zeitzeuge und Großvater eines Kindes eingeladen.
Der Schulförderverein
Der „Förderverein der Freien Schule Charlottenburg e.V.“ wurde am 10.09.2012 gegründet. Die Mitglieder unterstützen Arbeitsgemeinschaften, Elterninitiative, Gruppen- und Tagesfahrten, Projekte der Schülerinnen und Schüler, künstlerische Gestaltungen und Exkursionen. Des Weiteren engagiert sich der Förderverein sowohl im Bereich Öffentlichkeitsarbeit wie auch in der Unterstützung von Schulveranstaltungen.
Wir fangen Engpässe auf, ermöglichen zeitliche Räume für Mitbestimmung und unterstützen maßgeblich die Umsetzung. Der Umzug in das neue Schulhaus und die Gestaltung desselben ist zum Beispiel nur durch das hohe Engagement des Fördervereins und der ehrenamtlichen Eltern denkbar.
Der Förderverein hat einen Kreis von Ehrenamtlichen organisiert (Eltern und Außenstehende), die verbindlich Unterstützung zugesagt haben. Es gibt eine Auflistung, in der Aktive Bereiche angegeben haben, in denen sie helfen können. Dies macht es leicht, im konkreten Fall Unterstützung zu finden. Es gibt Fördernde, die durch Spenden dem Verein einen finanziellen Spielraum ermöglichen. Ziel ist es vor allem die Schule darin zu unterstützen, die starke Individualisierung der Aktivitäten der Kinder zu bewältigen und zu begleiten.