Beim Begriff Nachhaltigkeit denken viele nur an Umweltschutz. Doch was steckt tatsächlich dahinter? Und wie können Kitas, Schulen und Unis gute Bildung für nachhaltige Entwicklung machen? Rausfinden wollten das Anfang Oktober 130 junge Menschen auf der 2. youcoN-Jugendkonferenz. Ihr ungewöhnlicher Tagungsort: die Autostadt Wolfsburg.
„Nachhaltigkeit in die Gesellschaft tragen“
Schon im Foyer treffen Welten aufeinander. Menschen im Businessoutfit, Familien auf Besuchstour und dazwischen einige junge Menschen, die barfuß unterwegs sind. Kein alltäglicher Anblick in der Verkaufswelt der Autostadt – und ein Kontrast, der beabsichtigt ist. „Wir wollen Nachhaltigkeit in die Gesellschaft tragen – und dazu muss man rausgehen“, sagt Christoph Pennig. Er hat die Konferenz zusammen mit anderen bei der Stiftung Bildung organisiert.
Workshops, Vorträge und Diskussionen
Vier intensive Tage liegen vor den 130 Teilnehmenden aus ganz Deutschland. Zwischen 14 und 27 Jahren sind sie alt. Im Angebot sind über 40 Workshops, Vorträge und Diskussionen. „Bewusst haben wir für den dritten Tag zusätzlich Interessierte aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft eingeladen“, erzählt Pennig.
Jeder Mensch soll sich frei entfalten können
Die großen Überschriften der Veranstaltung sind: Globale Verantwortung, Jugendbeteiligung stärken, Digitale Bildung und Gemeinsam in Aktion. Im Mittelpunkt steht immer wieder der Begriff Nachhaltigkeit. Auf eine kurze Formel gebracht, bedeutet er: Jeder Mensch soll sich frei entfalten können, ohne dass andere Menschen und die Welt beeinträchtigt werden. „Das hinzubekommen, ist nicht einfach“, sagt Katja Hintze, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Bildung.
Grundvoraussetzung ist gute Bildung
Man müsse dafür ökologische, wirtschaftliche und soziale Ziele immer wieder in Einklang bringen, erklärt die Stiftungsvorsitzende. Das gilt für jeden Menschen persönlich und für alle, die in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft Entscheidungen treffen. Grundvoraussetzung dafür sei eine gute Bildung, also das nötige Wissen und die Fähigkeiten, um sich überhaupt nachhaltig verhalten zu können. Es braucht eine „Bildung für nachhaltige Entwicklung“.
Nachhaltiges Handeln lernen und vermitteln
Das Ziel der youcoN ist daher: Ideen entwickeln, wie man nachhaltiges Handeln lernen und in Kitas, Schulen und Unis vermitteln kann – ganz konkret und finanzierbar. Am zweiten und dritten Konferenztag geht es daher in die inhaltliche Detailarbeit: Frühkindliche Bildung, Schule, berufliche Bildung, Hochschule, non-formales und informelles Lernen. Nach diesen Fachbereichen getrennt finden Workshops statt. Theorie und Praxis wechseln. Man diskutiert, trainiert, plant, bastelt. Parallel und abends gibt es ein Kulturprogramm, Konzert, Filme und eine Ausstellung.
Alle wollen mehr erfahren
„In vielen Gesprächen und Momenten war förmlich die Energie spürbar, mit der die Teilnehmenden nach Wolfsburg gekommen sind“, schwärmt Mitorganisator Pennig. In den Arbeitsräumen und Sälen dreht sich alles um Begriffe wie Klimawandel, Weltverbessern 2.0, Überfluss und Mangel. Wörter wie transformative Bildung für nachhaltige Entwicklung, Beteiligung und politische Vertretung sind immer wieder zu hören, dazwischen Projektschmiede, Kita- und Schulfördervereine oder Berufsorientierung. Alle wollen mehr erfahren, sich austauschen, aber auch eigene Ideen präsentieren und Mitschaffende für Projekte finden.
Mitschaffende finden
„Wir setzen uns dafür ein, dass nicht nur der Gewinn als Erfolgsdefinition für Unternehmen gilt, sondern der Nutzen für die Gemeinschaft“, sagt Jens vom Akteur*innen-Kreis Jugend der Gemeinwohlökonomie. Zusammen stellt er seinen Verein auf dem Markt der Möglichkeiten am dritten youcoN-Tag vor.
Einige Meter weiter steht Lukas vom Bildungswerk für Schüler*innenvertretung und Schüler*innenbeteiligung. Ihm geht es darum, „Beteiligungsstrukturen an Schulen zu stärken, damit Jugendliche ihre Ideen besser umsetzen können und gehört werden“. Juliane von der Deutschen UNESCO-Kommission bringt am nächsten Stand Marktbesucher*innen den internationalen Jugendfreiwilligendienst Kulturweit näher.
Diskutieren auf großer Bühne
Längst ist klar: Alle sind hoch motiviert und die Teilnehmenden der Konferenz können andere anstecken mitzumachen – von Schüler*innen bis hin zu Lehrkräften sowie Menschen in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Das geht auch auf großer Bühne. Bei der Konferenz gibt es daher als Programmhöhepunkt eine engagierte Diskussionsrunde mit dem Geschäftsführer der Autostadt Claus Colsman, Dr.in Mandy Singer-Brodowski vom Institut Futur und der Stiftungsvorsitzenden Katja Hintze.
Erste Erfolge auf einem langen Weg
„Die Fragen der jungen Menschen an Herrn Colsman waren sehr kritisch und fordernd“, sagt Katja Hintze. Geschäftsführer Colsman zeigt sich aufgeschlossen und bekommt viele Ideen mit auf den Weg, wie man die Autostadt nachhaltiger machen könnte (mehr: links auf das Bild klicken). Ein kleiner Erfolg. Aber bestimmt nicht der einzige als am Sonntag die Konferenz nachmittags endet. „Insgesamt war es sogar ein Riesenerfolg“, resümiert Pennig zufrieden. „Und 2019 kommt die nächste youcoN!“. So sahen es auch viele Teilnehmende wie ein kurzes Video zum Abschluss der youcoN zeigt.
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