Das deutsche Bildungssystem liegt international im Mittelfeld. Das zeigen Schulstudien der OECD regelmäßig. Doch reicht das? Viele Träger von Kitas und Schulen scheinen mit Verbesserungen überfordert. Zunehmend etabliert sich daher eine weitere Säule in unserem Bildungssystem: das zivilgesellschaftliche Bildungsengagement.
Eltern, Lehrkräfte, Erzieher*innen und andere bringen sich vielerorts in ihrer Freizeit ein. Sie organisieren Geld und zusätzliche Lernangebote. Und sie machen Druck auf die Politik für mehr Investitionen. Oft geschieht das in einem Kita- und Schulförderverein. Bundesweit gibt es davon schon 40.000. Die spendenfinanzierte Stiftung Bildung gibt ihnen eine Stimme und stärkt sie!
Große Herausforderungen
Die Herausforderungen unserer Zeit sind groß:
- von Globalisierung, Digitalisierung und Klimawandel
- über politischen Populismus, die Zukunft Europas und den sozialen Zusammenhalt
- bis hin zum demografischen Wandel, Fachkräftemangel und der Gestaltung der Einwanderungsgesellschaft
All das verlangt viel und wahrscheinlich noch mehr von kommenden Generationen. Sind unsere Kinder, Jugendlichen und vor allem unser Bildungssystem auf diese Zukunft vorbereitet?
Schwächen im Bildungssystem
Zahlreiche Schulstudien lassen Zweifel aufkommen. Einem Fünftel der Jugendlichen wurden PISA-Studien zufolge so wenig Kompetenzen vermittelt, dass sie als kaum ausbildungsfähig gelten. Bereits bei Grundlagen wie Lesen, Schreiben und Rechnen zeigt unser Bildungssystem große Schwächen. Auch erhalten Schüler*innen eher Faktenwissen und wenig Transfer- und Problemlösekompetenz. Die Lernmotivation nimmt so immer mehr ab. Keine guten Aussichten für die Herausforderungen der Zukunft.
Lösungen vermehrt durch Zivilgesellschaft
Wie lässt sich dieses Dilemma lösen? Kann die Verantwortung für den Zustand des Bildungssystems alleine beim Staat liegen? Tatsächlich gehen nachhaltige Veränderungen heute oft nicht mehr von Regierungen aus. Sie werden von einzelnen Engagierten und der organisierten Zivilgesellschaft in Gang gesetzt. Immer mehr Menschen suchen und finden Wege der Mitbestimmung und Umsetzung von eigenen Ideen. Und: Sie bereichern damit das staatliche Handeln. Auch im Bildungssystem ist dieses Engagement in den letzten zehn Jahren rasant gestiegen, vor allem in Form von Kita- und Schulfördervereinen.
Wahrnehmung erhöhen und Finanzierung ausbauen
Forschung und Politik nehmen dieses Engagement bislang wenig wahr. Oft fällt es zwischen die Kompetenzen verschiedener Ministerien und wird in parlamentarischen Unterausschüssen behandelt. Öffentliche Finanzierung gibt es meist nur befristet für Projekte. Die Gründe: Das Bildungssystem sieht man in Deutschland historisch als Aufgabe des Staates. Das starke zivile Engagement ist eine recht junge Entwicklung. Auch gelten Kita- und Schulfördervereine eher als Einrichtungen zum Geldsammeln. Dabei bieten sie längst viel mehr: Sozialausgleich, strategische Partnerschaft und hohes Engagement für Kinder und Jugendliche. Sie sind ein unsichtbares Netz für Bildung, das es gilt zu fördern.
Blick nach vorne
Was wäre, wenn dieses Engagement fortan mehr Aufmerksamkeit und förderliche Rahmenbedingungen erhielte? Um das zu bewirken, haben sich Kita- und Schulfördervereine in Landesverbänden zusammengeschlossen. Gemeinsam wurde die spendenfinanzierte Stiftung Bildung von ihnen ins Leben gerufen. Nicht zuletzt mit dem Ziel, die ehrenamtliche Arbeit im Bildungssystem zu professionalisieren und das Bildungsengagement weiter wachsen zu lassen.
Andere Lernkultur
Das Engagement setzt da an, wo unser Bildungssystem versagt: Es stärkt bewusst die Kompetenzen und Motivation der Kinder und Jugendlichen. Der Schlüssel liegt in einer anderen Lernkultur – und zwar eine, die mehr Alltagsrelevanz in die Kitas und Schulen bringt. Denn: Wenn Kinder und Jugendliche praktisch erfahren, wofür sie lernen, sind sie interessierter und motivierter. Das wirkt sich nachhaltig auf ihre Kompetenzen aus. Und: Es schafft Lernergebnisse, die die nächste Prüfung überdauern.
Angelegenheit aller Beteiligten
Möglich wird mehr Alltagsrelevanz, indem man das „Leben“ in Kita und Schule hineinholt. Sei es durch ziviles Engagement von:
- Eltern, Lehrkräften, Erzieher*innen und Schulsozialarbeiter*innen
- den Einsatz von Kita- und Schulleitungen, Kindern und Jugendlichen, interessierten Bürger*innen
- oder durch enge Zusammenarbeit mit Wirtschaft, Vereinen, Ministerien, und Institutionen
Am Ende gewinnen alle. Kitas und Schulen werden so zu einer gemeinsamen Angelegenheit aller Beteiligten.
Mehr Vielfalt, Gerechtigkeit und Qualität
Das Ergebnis ist so vielfältig, wie vor Ort Ideen und Lösungen entstehen. Es kann reichen:
- von ehrenamtlich organisierten AGs bis hin zu Projekten von Kindern und Jugendlichen
- vom Umgang mit lokalen Themen bis hin zu den globalen Herausforderungen
- von Patenschaften zwischen Kindern und Jugendlichen mit und ohne Fluchterfahrungen
- bis hin zu jungen Menschen, die sich in Bildung für nachhaltige Entwicklung einbringen
Nicht zuletzt federt dieses Angebot ungerechte Unterschiede im Bildungssystem zwischen den Gegebenheiten verschiedener Bildungsstandorte ab. Zudem bereichert es maßgeblich die Qualität in der Ganztagsbildung und somit der Lebenszeit, die junge Menschen dort verbringen.
Engagierter Nachwuchs
Die Kinder und Jugendlichen nutzen die entstehenden Möglichkeiten und beteiligen sich dabei aktiv. Das Motto: Praxislernen und Teamfähigkeit. Neben dem Kompetenzerwerb und nachhaltigen Lernen üben sie so früh demokratisches Handeln. Sie machen die Erfahrung, dass Mitsprache etwas bewegt. Wer sich bereits in der Kita engagiert, engagiert sich in der Schule und auch in der Gesellschaft – sein Leben lang!
Ein gemeinsames Dach
Motor und Katalysator für diese Veränderung im Bildungssystem sind die Kita- und Schulfördervereine. Sie bieten genau das, was Ehrenamt, Kooperationen sowie Kinder- und Jugendbeteiligung am Standort brauchen:
- ein Dach zum gemeinsamen Handeln
- Austausch mit anderen engagierten Ideenfinder*innen
- Anschubfinanzierung für die Umsetzung von Vorhaben
- (über-)regionale Vernetzung und Wissenstransfer zu erfolgreichen Projekten
- und einfach Engagement vor Ort
Kurz gesagt
Die Vision der Stiftung Bildung sind Kitas und Schulen, die geprägt sind von breitem zivilgesellschaftlichem Engagement, das Leben und Alltagsrelevanz ins Lernen bringt. Sie bieten Bildungschancen, die über die Gegebenheiten einer Kita oder Schule hinausreichen. Sie schaffen Beteiligung der Kinder und Jugendlichen, die sich aktiv einbringen. Und sie fördern Vielfalt und lokalen Lösungen, die vor Ort entwickelt und umgesetzt werden.