BBE Policy-Paper zur Bundes-Engagementstrategie

Schwerpunkt Bildung und Engagement

25.09.2023

Zentrale Impulse für die Bundes-Engagementstrategie (BES)

➔ Die Leistungen der Zivilgesellschaft als Bildungsakteur müssen von Politik stärker wahrgenommen und anerkannt werden.
➔ Engagementlernen muss eine selbstverständliche Rolle in allen Bildungseinrichtungen spielen.
➔ Die Vernetzung von zivilgesellschaftlichen Organisationen und staatlichen Bildungseinrichtungen muss forciert werden.

Einleitung

Bildung spielt eine wesentliche Rolle bei der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen. Dies gilt besonders in einer Zeit, in der sich unsere Gesellschaft aufgrund globaler Veränderungen sowie der Herausforderungen vor Ort, im Lebensraum der Menschen, in einem Transformationsprozess befindet.

Viele zivilgesellschaftlich und bürgerschaftlich Engagierte und zivilgesellschaftliche Organisationen machen sich für ganzheitliche Bildung stark. Sie setzen auf entwicklungsfähige Bildungsbiographien, auf Chancengerechtigkeit und auf die Mitgestaltung unserer demokratischen Gesellschaft. Die Engagierten sind bereit, mit ihrem Handeln Verantwortung für die Bildung, das Gemeinwohl und die Gesellschaft zu übernehmen.

Dafür müssen das (Bildungs-)Engagement und die Engagementbereitschaft grundsätzlich gestärkt werden. Das zivilgesellschaftliche Engagement ist immer auf gesellschaftliche Handlungsbereiche bezogen und wird mehr und mehr sektoren- und generationenübergreifend verstanden. In diesem Sinne braucht es eine deutliche Verknüpfung einer bundesweiten Engagementstrategie und des Demokratiefördergesetzes.

Ganzheitliche Bildung stärken

Bildung findet nicht nur in Kita, Schule und anderen öffentlichen Bildungsinstitutionen statt. Bildung beginnt nicht erst in der Schule, sondern von Geburt an. Auch ist Schule mehr als klassischer Unterricht. Bildung muss sich daher an einem breiten Bildungsbegriff orientieren, der sich auch in allen relevanten Bildungsdiskursen, politischen Entscheidungen, Strukturen und den entsprechenden Förderprogrammen spiegelt, um ganzheitliche Bildung aller Generationen und lebenslang zu fördern. Bildung umfasst auch die Sozialisation zum Engagement sowie Kultur- und Wertebildung und Vermittlung von Kompetenzen des 21. Jahrhunderts. Dazu gehört auch Demokratielernen, wie es 3 in Strukturen der Zivilgesellschaft (zum Beispiel in Jugendverbänden, Kita- und Schulfördervereinen etc.) möglich ist.

Was hilft? Engagement in Ausbildung des pädagogischen Personals, der Lehrkräfte sowie in Schul- und Hochschulcurricula verankern. Anerkennung von Engagement, zum Beispiel durch die Anerkennung der im Engagement erworbenen Qualifikationen, etwa durch die Verankerung im Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR).

Empfehlung:
→ Engagement in Ausbildung des pädagogischen
Personals, der Lehrkräfte sowie Schul- und Hochschulcurricula verankern.

Bildung ist Kooperation aller Bildungsakteur*innen

Die vielfältigen Bildungspotentiale der Gesellschaft können nur dann ausgeschöpft werden, wenn alle Bildungsakteur*innen vernetzt arbeiten. Gemeint sind alle Akteur*innen der formalen, non-formalen und informellen Bildung im lebenslangen Lernen, aber auch aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Haupt- und ehrenamtlich Engagierte sind in diesen Kooperationen als gleichwertige Partner*innen zu verstehen.

Was hilft? Kommunale und andere Vernetzungsangebote organisieren und koordinieren, wobei zivilgesellschaftliche Bildungsakteur*innen wie Kita- und Schulfördervereine, Jugendverbände, Kunst- und Kulturvereine, Initiativen u.v.m. gezielt eingebunden werden müssen. Partizipationsangebote machen und echte Mitsprache ermöglichen, zum Beispiel in Form von Beteiligung an politischen Gremien wie der Kultusministerkonferenz (KMK). Fördern von verlässlichen Bildungsengagementstrukturen durch finanzielle Ausstattung, Bereitstellen anderer Ressourcen und durch Anerkennung der Kompetenz zivilgesellschaftlicher Akteur*innen. Abbau bürokratischer Hürden für Kooperationen.

Empfehlungen:
→ Kommunale Vernetzungsangebote unter Beteiligung zivilgesellschaftlicher Strukturen organisieren und koordinieren.
→ Partizipationsangebote machen und echte Mitsprache in bildungspolitisch relevante Gremien ermöglichen.

Engagement in alle Bildungsstätten holen

Menschen haben nur noch knappe Zeitreserven für Engagement. Kinder, Jugendliche und Erwachsene verbringen heute mehr Lebenszeit in Kita, Schule, Hochschule und Ausbildungseinrichtungen, deswegen muss Engagement mit diesen Institutionen ganzheitlich verknüpft werden. Es müssen dort Angebote geschaffen und dauerhaft verankert werden, um Selbstwirksamkeitserfahrungen zu ermöglichen und gesellschaftliche Mitgestaltung zu erlernen. Zugleich lassen sich Kitas und Schulen und andere formale Bildungseinrichtungen stärker inhaltlich und räumlich mit Engagement verbinden, zum Beispiel durch entsprechende Programme.

Was hilft? Bildungsstätten wie Kitas, Schulen, Hochschulen, Ausbildungsstätten und andere müssen Orte gelebten bürgerschaftlichen Engagements werden. Darüber hinaus sollten diese gezielt Informationen über die verschiedenen Engagementmöglichkeiten vermitteln. Dazu muss das Thema Engagement stärker in Ausbildung und Curriculum von Lehrenden und Lernenden verankert werden. Auch öffentliche Bildungseinrichtungen müssen sich als niedrigschwellige wohnraumnahe Orte für Begegnung und Lernen als „multifunktionale Räume“ in den Sozialraum öffnen und durch die Kommune moderiert werden.

Empfehlung:
→ Bildungsstätten als Orte des Engagements stärken und Informationen über Engagementmöglichkeiten vermitteln.

Neue Orte für Bildung und (Bildungs-)Engagement schaffen

Bildungsorte jenseits von Kita, Schule und anderen öffentlichen Bildungseinrichtungen sind vielfältig und nehmen zu. Neue Lernräume können helfen, biographische Brüche zu überwinden und die Auseinandersetzung mit neuen gesellschaftlichen Herausforderungen (wie im Bereich der Klima- und Naturkrise) zu ermöglichen. Zivilgesellschaft bietet viele solcher neuen Bildungsorte (zum Beispiel Pat*innenschaftsprojekte, Lernwerkstätten). Auch der digitale Raum wird zunehmend zum Ort für Engagement und damit auch zum Lernraum. All diese Lernorte sind Teil einer kommunalen Bildungslandschaft, werden jedoch noch nicht von allen Akteur*innen als solche wahrgenommen.

Was hilft? Selbstbewusstsein zivilgesellschaftlicher Akteur*innen für ihre Rolle als Bildungsakteur*innen stärken. Tradierte Bildungsakteur*innen mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteur*innen vernetzen, Zugänge erleichtern und bürokratische Hürden für Kooperationen abbauen. Schaffen von frei zugänglichen Räumen für Engagement, Begegnung und Lernen. Checkliste „Ist dieses kommunale Vorhaben ehrenamtsfreundlich?“

Empfehlung:
→ Das Bewusstsein für die Bedeutung des Engagements bei tradierten Bildungsakteur*innen stärken.

(Bildungs-)Engagement wahrnehmen und stärken – auch jenseits tradierter Strukturen

Engagement hat viele Gesichter. Es zeigt sich in verschiedenen traditionellen und jungen Handlungsfeldern: Bildungsengagement, kulturelle Bildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), Sport- und Gesundheitsbildung, Demokratiebildung und viele(s) mehr. Engagement kommt zudem nicht nur als klassisches Ehrenamt vor, sondern auch in vielfältigen anderen Engagementformen. Engagement muss für alle Menschen möglich sein, unabhängig von Alter, Bildungsstatus oder Geldbeutel und auch unabhängig davon, ob sie sich für eine traditionelle oder neue Engagementform entscheiden. Engagement und Bildung sind ein Recht für alle Menschen. Engagement kann zudem ebenso eine dunkle Seite haben (zum Beispiel antidemokratische Bewegungen). Diese sollten auch thematisiert und diskutiert werden.

Was hilft? Zugangsbarrieren für Engagement abbauen und Zugänglichkeit sichern, unter anderem durch Öffnung von Strukturen, Verbänden, Gewohnheiten für Vielfalt, Inklusion, Agilität, Veränderung und ähnliches mit gezielten Förderprogrammen, Bürokratieabbau (zum Beispiel Antragstellung bei Förderprogrammen erleichtern und administrative Hürden senken) und auch durch Stärkung von resilienten Engagementstrukturen. Gemeinnützigkeits-recht reformieren. Bildungsurlaub und Freistellung für Qualifizierung im Engagement. Erhalten, ermöglichen und erweitern von Beteiligungsrechten. Anerkennung von Engagement in Kita, Schule, Ausbildung, Studium, an anderen Orten und in der Freizeit (wie Freistellung, ECTS, ÖPNV-Zugang, Freibadeintritt). Relevanz für soziale Alterssicherungssysteme anerkennen und Boni-Leistungen schaffen. (Infra) Strukturförderung ermöglichen. Mikroförderung ohne aufwendige Anträge direkt an Engagierte ermöglichen.

Empfehlungen:
→ Durch Bürokratieabbau und Reform des Gemeinnützigkeitsrechts Engagementbarrieren abbauen.
→ Gezielt Förderprogramme zur Stärkung resilienter Engagementstrukturen etablieren.

Wissen über die Wechselwirkungen von Engagement und Bildung sowie Bildungsengagement fördern

Bildung und Engagement bedingen sich gegenseitig. Bildung bietet Strukturen für Engagement. Engagement ist Bildung und bietet Gelegenheiten zum Lernen und stärkt die Demokratie und das Gemeinwohl. Zivilgesellschaft macht auch Bildungsangebote. Noch ist zu wenig bekannt über diese Zusammenhänge, weder über die Bildungsbeiträge der Zivilgesellschaft noch über das weite Feld des Bildungsengagements, das das zweitgrößte Engagementfeld in Deutschland und zudem ein wachsendes über alle Generationen hinweg ist.

Was hilft? Forschung und eine Datenbasis zu Bildung und Engagement durch gezielte Forschungsförderung etablieren. Transparenz über bürgerschaftliche Bildungsaktivitäten schaffen, zum Beispiel durch eine Landkarte der Bildungsaktiven. Bildungsbeiträge der Zivilgesellschaft und das Bildungsengagement in die nationale Bildungsberichterstattung aufnehmen.

Empfehlungen:
→ Forschung zu Engagement und Bildung für eine bessere Datenbasis fördern.
→ Bildungsengagement der Zivilgesellschaft in die nationale Bildungsberichterstattung aufnehmen.

BBE-Policy-Paper zur Bundes-Engagementstrategie

Die BBE-Policy-Paper sind Teil des Beteiligungsprozesses des BBE zur Bundes-Engagementstrategie, die durch die Bundesregierung im Jahr 2024 verabschiedet werden soll. Das BBE bündelt im Rahmen des Prozesses die Expertise seiner Mitglieder. Die Beiträge wurden durch die BBE-AGs und weiteren Gruppen von Mitgliedern des Netzwerks erarbeitet.

Weitere Informationen zum Beteiligungsprozess des BBE an der Bundes-Engagementstrategie sind zu finden unter:
https://www.b-b-e.de/projekte/bundes-engagementstrategie

Weitere BBE-Policy-Paper zur Bundes-Engagementstrategie sind zu finden unter:
https://www.b-b-e.de/projekte/beitraege-des-bbe-zur-bundes-engagementstrategie/

BBE Policy-Paper zur Bundes-Engagementstrategie Schwerpunkt Bildung und Engagement

Positionspapier BBE Policy-Paper zur Bundes-Engagementstrategie Schwerpunkt Bildung und Engagement (PDF-Datei)

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