Die Fahrradwerkstatt

repair, share, cycle: Eine Schüler*innenfirma dreht am Rad.

„Ich bin bei uns der Werkstattmeister, weil ich mich am besten mit dem Reparieren auskenne aber die andern helfen mir auch.“

Die Schüler*innen einer Schule in Berlin sind niemals „radlos“, denn die hauseigene Schüler*innenfirma versorgt die Schulgemeinschaft und die Nachbarschaft mit Fahrrädern und repariert die Räder, die es dringend nötig haben. Mit Upcycling und individuellen Wartungsarbeiten trägt Die Fahrradwerkstatt zu mehr Nachhaltigkeit und Mobilität bei und das unter dem Grundsatz: teilen macht glücklich- kostenfrei für die gesamte Schulfamilie. Ihr Engagement wurde mit dem youstartN-Preis 2022 als eines der innovativsten und nachhaltigsten Unternehmen ausgezeichnet.

Die Gründungsidee Der Fahrradwerkstatt ist durch einen zufälligen Fund entstanden. Bei Aufräumarbeiten der Kellerräume stieß die Schule auf 50 von Spinnenweben behangene Fahrräder. Woher genau die alten Räder stammen ist ungewiss aber eines steht fest- entsorgt werden sie nicht. Vier junge Gründer der 7. Klasse und eine Lehrerin entwerfen die Idee, die alten Räder zu restaurieren und an die Schulgemeinschaft zu vermieten. Gesagt, getan.

Foto: Lisa Scheddin, [Zwei Schüler in der Fahrradwerkstatt beim Reifenwechsel].

„Mir gefällt es, wenn alte Dinge wieder neu aussehen, daher mag ich das Folieren der Räder am liebsten.“

Bevor Die Fahrradwerkstatt jedoch mit der kostenfreien Vermietung beginnen kann, müssen alle Räder fahrtauglich und straßenverkehrssicher gemacht werden. Die Schüler*innen überholen die alten Drahtesel aber nicht nur, sie werden zusätzlich auch noch mit frischen Farben aufgepeppt und laden so zu mehr nachhaltiger Mobilität ein. Die technischen und handwerklichen Fähigkeiten erwerben die jungen Tüftler*innen anhand von Lehrvideos, deren Inhalt sie durch benotete Wissensabfrage wiedergeben. Die Fahrradwerkstatt wird so zu einem qualifizierendem Lernraum, der viel Freiheit und Spaß bietet.

Foto: Lisa Scheddin, [Ein Blick in die Fahrradwerkstatt, mit Werkbank, Schraubstöcken und vielen Werkzeugen].

„Ich habe eine Zwei minus im Reifenflicken bekommen, voll cool“.

Verrät ein Schüler stolz und erklärt auf die Nachfrage, ob er mal eine Firma gründen möchte, dass er erstmal das Abitur erreichen will, was danach kommt- mal sehen.

Bis zum Frühling 2023 wollen die Schüler*innen ihre Firma weiter ausbauen und ein anliegendes Gebäude, auf dem Schulgelände, in ihren Firmensitz verwandeln. Noch ist das Gebäude ein ausbesserungsbedürftiger Raum ohne Wasser und Strom, aber das soll sich durch die Förderung der Stiftung Bildung ändern. Die Schüler*innen wollen selbst mit anpacken und mit ihren handwerklichen Fähigkeiten unterstützen. Weiterhin möchten sie in Werkbänke und Mobiliar investieren, um ihren zukünftigen Firmensitz funktional auszustatten. Natürlich darf es auch an neuem Werkzeug und unterschiedlichen Ersatzteilen zur Fahrradreparatur nicht fehlen.

Foto: Lisa Scheddin, [Schüler der Fahrradwerkstatt in ihrem Werkraum bei der Analyse der 17 Nachhaltigkeitsziele].

„Ich wünsche mir, dass unser neuer Firmenraum schnell eröffnet wird, denn sonst können wir im Sommer unsere Räder nicht verleihen“

Der neue Firmenraum soll nicht nur als Werkstatt dienen, sondern auch Lagerraum und Verleihstation für die Fahrradflotte werden. An vereinbarten Verleihzeiten können Klassen die Fahrräder für Ausflüge verwenden oder im Sportunterricht benutzen. Aber auch Lehrkräfte, Ganztagsangestellte, Eltern und Anwohnende der Umgebung profitieren von dem kostenfreien Mobilitätsangebot und dem erleichterten Zugang zu Fahrrädern. Platter Reifen, quietschende Bremsen, defektes Licht: Die Fahrradwerkstatt macht jedes Rad fit für die Straße und das ressourcensparend. Die mitwirkenden Schüler*innen erlernen handwerkliche Fähigkeiten sowie wissenswertes über nachhaltiges Wirtschaften und die Kompetenz, im Team Projekte umzusetzen. Sie entwickeln Selbstvertrauen und stärken die nachhaltige Infrastruktur in ihrer Stadt.