Artikel von Candida Deutschbein
Mithilfe der Geschichten von Betroffenen führte uns der Moderator Philllip in seinem Workshop „Climate Stories“ nah an die Klimakrise ran. Mit seiner energiereichen Art motivierte Phillip die Workshop-Teilnehmenden ab der ersten Minute. Hier erfüllte er nicht nur seine Pflicht als begeisterte Workshopleiter, sondern viel mehr seinen Wunsch Menschen über die Klimakrise und Nachhaltigkeit zu informieren. „Climate Stories“ ist ein vorgefertigter Workshop, den Gruppen selber gestalten und nutzen können. Im Hauptfokus liegt die Begegnung mit einer jungen Person aus dem globalen Süden, die per Video-Call in den Raum geschaltet wird. Um eine Grundlage für das Gespräch zu haben, startet Phillip mit dem Begriff „Klimagerechtigkeit“.
Sind die Lasten des Klimawandels gerecht verteilt?
Phillip erzählte uns zuerst von den Klimatieren. Diese Figuren personifizieren die verschiedenen Emotionen, die als Reaktion auf die Klimakrise empfunden werden:
Sei es der ignorante Strauß, der die Klimakrise ignoriert, oder die fleißige Biene, die mit Tatendrang zum Handeln schreitet, irgendwo fand sich jeder wieder.
Klimagerechtigkeit strebt an, die Lasten des Klimawandels gerecht zu verteilen. Dabei soll nicht jedes Land gleich viel Verantwortung übernehmen, sondern die Lasten sollen so verteilt werden, dass die Länder, die einen größeren Schaden anrichten auch mehr ausgleichen müssen.
Ein weiteres Problem wird mit einem Blick auf die Weltkarte sichtbar. Die Teilnehmenden lernten als nächstes die verschiedenen visuellen Darstellungen der kennen. Es zeigte mir, wie eurozentrisch unser Weltbild eigentlich ist.
Wissenswertes rund um Weltkarten
Die häufigste Weltkarte ist die Mercator-Projektion. Dabei handelt es sich um eine Schifffahrtskarte, bei der Europa und Nordamerika größer gezeichnet sind. Daneben gibt es noch die Galle-Peters-Projektion, auch true-scale-map genannt. Sie visualiesiert die Länder dieser Erde in einer flächengerechten Karte.
Phillip überraschte uns mit M&Ms, die nicht nur für den Verzehr, sondern vielmehr genutzt wurden, um verschiedene Verhältnisse auf einer true-scale-map darzustellen:
Zuerst sollten die Teilnehmenden mit den M&Ms die Verteilung der Bevölkerungsmenge (Wie viele Menschen leben wo?) pro Kontinent darstellen und darauffolgende eine zu dem Bruttonationaleinkommen. Dabei mussten die Workshop-Teilnehmenden schockiert feststellen, wie disproportional die Verteilung des Einkommens zu der Bevölkerungsmenge ist. Auch wenn vielen die Fakten schon klar waren, haben die M&Ms das Problem auch mir noch einmal deutlich vor Augen geführt.
Die direkte Begegnung: Auswirkungen auf das Leben der Menschen vor Ort
Endlich kam das Main Event: die Begegnung mit Monalisa, einer 31-jährigen Indonesierin aus Borneo. Sie ist Leiterin des Länderbüros einer Aufforstungsorganisation, welche 1500 Kleinbauern:innen dabei unterstützt ihre Wälder und Felder nachhaltig zu bepflanzen. Nach ihrer Studienzeit an der Universität hat ein Freund ihr die Organisation und jetzigen Arbeitsplatz empfohlen.
Gemeinschaft und Solidarität?
Wir halfen einander solidarisch die Sprachhindernisse zu überwinden, wodurch das Gespräch ohne Probleme in Englisch stattfinden konnte. Nachdem Monalisa uns kurz von ihrem Leben erzählt hat, hatten wir freie Bahn unzählige Fragen zu stellen. Sie berichtete von den wirtschaftlichen Komplikationen, welcher der Aufforstung im Weg stehen. In einem wirtschaftlich schwachen Staat liegen die Prioritäten darauf, dass die Menschen berufstätig sind, nicht auf dem Zustand der Wälder. Dementsprechend können sie sich auch nicht auf die Unterstützung der Regierung verlassen. Ihrer Aussage nach steht das natürlich im Kontrast zu Deutschland. Hier gibt es durch die finanzielle Stabilität, die nötige Flexibilität, dass man sich um die Umwelt und Bildung sorgen kann.
Wir sprachen mit ihr über die Auswirkung der Klimakatastrophe in ihrem Land. Die Waldbrände, Stürme, ausfallenden Regenschauer und langen Trockenperioden sind nicht einmal das größte Problem. Vielmehr ist es eine Gefahr für die Inselgruppe, dass der Meeresspiegel steigt und möglicherweise die Hauptstadt versinken wird. Eines der Hauptprobleme, die sie versucht mit ihrem Team zu bekämpfen, ist die Rodung der Wälder für die Ölpalmen-Plantagen und die daraus folgenden Waldbrände. Dafür pflanzen sie tropische Bäume, die im asiatischen Raum superschnell wachsen. Außerdem versuchen sie Bauern zu überzeugen nicht den Wünschen der finanziell mächtigen Konzerne zu folgen. Letztlich erzählte sie uns von ihrer eigenen Frustrationen.
Eine nachhaltige Lebensweise als Ziel
Uns wurde bewusst, wie wichtig es ist im Hinterkopf zu behalten, dass Nachhaltigkeit nicht nur die Zahlen an gepflanzten Bäumen, sondern vielmehr die veränderte Einstellung und Lebensweise der Menschen ist. Das Gespräch über saßen wir gebannt da und hörten angestrengt zu. Als Monalisa mit ihren Erzählungen fertig war, saßen alle Zuhörer:innen still und nachdenklich auf den Stühlen. Bei der Reflexion fielen Worte der Bewunderung. Zweifellos waren alle in Raum bewegt, einige mit Gänsehaut, andere mit einem Chaos an Gedanken und Inspirationen im Kopf. Für den Abschluss animierte uns Phillip immer wieder unser Handeln und Denken zu dem Thema zu reflektieren und nie, wie der Strauß den Kopf in den Sand zu stecken.
Dieser Artikel wurde geschrieben von Candida Deutschbein. Candida ist im Rahmen der youcoN 2024 Teil der Jugendredaktion der Jungen Presse e.V.. In ihrem Magazin www.youthmag.de berichtet die Redaktion live von der Jugendkonferenz und stellt uns diesen Beitrag freundlicherweise zur Verfügung. Seit über 70 Jahren setzt sich die Junge Presse ehrenamtlich für medieninteressierte Jugendliche ein und ist einer der größten bundesweit aktiven Jugendmedienverbände. Als Teil der youthmag-Redaktion sammeln die Redakteur*innen erste praktische journalistische Erfahrung und probieren sich so aus.