Die Flensburger Kita Adelby hatte im letzten Herbst einen Bauernhof zur Erntezeit besucht. Jetzt, im Frühling, wollten die Kinder wissen, wie das Gemüse in die Erde kommt, damit es wachsen kann. Kinder mit unterschiedlichsten Teilhabechancen (Kinder mit und ohne Körperbehinderung, mit Down-Syndrom oder aus dem Autismus-Spektrum) fuhren im Reisebus erneut zum Bauernhof. Die Erzieherin Kristin Grube erzählt von diesem besonderen Ausflug im Rahmen des Programms Chancenpatenschaften.
Frau Johannsen begann ihre Hof-Führung mit der Fütterung der Tiere, wobei alle Kinder gern tatkräftig halfen. Den Schweinen wurde altes Brot in das Gehege geworfen, die Schafe bekamen frisches Heu und die Hühner Körner. Jedes Kind wurde nach Wunsch beteiligt. Einige schauten lieber nur zu, was völlig in Ordnung war. Bevor wir dann zum Naturklassenzimmer aufbrachen, durften wir noch ein zwei Wochen altes Kaninchen bestaunen und sogar streicheln. Frau Johannsen ließ geduldig alle Kinder das kleine Tier vorsichtig anfassen. Besonders für unsere Kinder mit erhöhtem Förderbedarf war dies ein beeindruckender Moment.
Inklusives „Naturklassenzimmer“
Die großzügige und ungefährliche Lage des Naturklassenzimmers lädt zu einem inklusiven Ausflug ein, an dem wir auch unsere Kinder mit besonderem Betreuungsbedarf teilhaben lassen können. Das Gelände ließ sich mit einer Karre für Kinder mit Gehbehinderung sehr gut erkunden. Dann ging es auf zum Naturklassenzimmer. Nach einem gemeinsamen Frühstück dort, durften die Kinder wieder aktiv werden. Frau Johannsen hatte – nur für unsere Kita – ein kleines Hochbeet aufgestellt, was es nun zu befüllen galt.
Teamwork bei der Gartenarbeit
Zunächst sammelten die Kinder Tannenzapfen für die unterste Schicht. Hier konnte alle mithelfen: Die mobileren Kinder krabbelten unter die Tannen, Kinder mit Bewegungsschwierigkeiten füllten die Zapfen ins Hochbeet ein. Als nächste Schicht wurde Erde eingefüllt, die mit Kompost vermischt wurde. Den Kompost durften die Kinder vom Misthaufen holen – mit Schaufeln und Schubkarre wurde mit großer Begeisterung geholfen, bis das Hochbeet voll war. Auch hier war das Teamwork unserer Kinder schön zu beobachten. Wer nicht buddeln wollte, durfte schon mal Wasser pumpen, um die Gießkannen zu füllen oder die Erde im Hochbeet festdrücken.
Nachdem das Beet befüllt war, bekam jedes Kind ein kleines Samenkorn in die Hand. Möhren, Pastinaken und Radieschen sollten in unserem Beet wachsen. Behutsam setzten unsere Maxis die kleinen Saatkörnchen in die Erde. Manche Kinder halfen einander, indem sie Löcher piksten, in das der Freund oder die Freundin ein Saatkorn legen konnte. Anschließend musste vorsichtig gegossen werden. Das gefiel den Kindern besonders gut. Andere Kinder durften den Flusslauf mit Wasser befüllen, wobei sie trotz Aufregung erstaunlich gut aufeinander achteten, damit keiner nass wurde.
Kleine Expert*innen im „Kinderschrebergarten“
Nach getaner Arbeit trafen wir uns an großen Grilltonnen, um Stockbrot zu machen. Ein gelungener und schmackhafter Abschluss unseres Bauernhofbesuchs. Angeregt davon haben wir auch in unserer inklusiven Kita ein kleines Beet gemeinsam mit den Maxis angelegt. In kleinen Gruppen durfte gebuddelt, geharkt, gesät und gegossen werden. Auch Kräuter wurden von den Kindern eingepflanzt. Sie beobachten „ihr“ Beet seitdem sehr aufmerksam und kümmern sich gemeinschaftlich mit den Erzieher*innen darum. Dieser kleine Garten birgt Teilhabechancen für alle, deshalb freuen wir uns darauf, unser Projekt nachhaltig zu erweitern. Wir werden einen „Kinderschrebergarten“ gemeinsam mit einer anderen Kita nutzen dürfen. Schließlich haben wir jetzt Dank der Stiftung Bildung und der Chancenpatenschaftsförderung echte Expert*innen am Start!
Kristin Grube, Fachkraft für Sprachkita
Machen auch Sie mit bei den Chancenpatenschaften!
Wir fördern mit Chancenpatenschaften Projekte, im Rahmen derer Patenschaften zwischen Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichen Teilhabechancen, aber ungefähr gleichen Alters entstehen. Dabei sind die unterschiedlichsten Projektformate denkbar: Wir möchten Projekte Realität werden lassen, die genau dort ansetzen, wo die Bedarfe der Kinder und Jugendlichen vor Ort liegen.
Die Chancenpatenschaften werden gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Rahmen des Bundesprogramms „Menschen stärken Menschen“.
Sie haben auch eine Projektidee? Gern beraten und unterstützen wir Sie bei der Antragstellung.
Stiftung Bildung • Regionalteam Schleswig-Holstein
patenschaften-sh@stiftungbildung.org