17.03.2025
Sehr geehrte, liebe Koalitionsverhandler*innen,
Bildung ist die Grundlage für Wohlstand und für eine resiliente Demokratie. Deswegen muss die neue Bundesregierung im Koalitionsvertrag dem Thema Bildung einen großen Stellenwert einräumen. Gerade damit Menschen in Deutschland sicher, selbstbestimmt, in Wohlstand und Demokratie leben und ihre Zukunft eigenständig gestalten können, braucht es beste Bildung für alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von ihrer Herkunft.
1. Stärkung des bundesweiten Bildungsengagements mit 5 Mio. Euro pro Jahr
Mit rund 6 Mio. ehrenamtlich engagierten Menschen aller Generationen ist das Bildungsengagement das zweitgrößte Engagementfeld in der Zivilgesellschaft in Deutschland. In der Bundesschülerkonferenz, in den Vertretungen der Erziehungsberechtigten an Kita und Schule sowie in den rund 40.000 Kita- und Schulfördervereinen sind ehrenamtlich Engagierte aktiv, um die Bildung von Kindern und Jugendlichen gemeinsam zu verbessern.
Trotz der großen Bedeutung dieses ehrenamtlichen Bildungsengagements fehlt es an hauptamtlich begleitenden Strukturen, die das Ehrenamt nachhaltig stützen und stärken. Um dieses weiterwachsende Engagementfeld langfristig stabil, qualifiziert und für die Gesellschaftsmitgestaltung wirkungsvoll aufzustellen, empfehlen wir jährlich 5 Mio. Euro im Bundeshaushalt bereitzustellen. Diese Unterstützung ist ein entscheidender Beitrag, um die ehrenamtliche Arbeit von Millionen Bildungsengagierten bundesweit zu ermöglichen, zu sichern und auszubauen.
- Unsere Empfehlung zur Stärkung des bundesweiten Bildungsengagements finden Sie hier: www.stiftungbildung.org/staerkung-der-strukturen-des-bundesweiten-bildungsengagements
2. Schaffung Staatsminister*in für Engagement und Ehrenamt
Um dem Thema „Engagement und Ehrenamt“ eine angemessene gesellschaftliche und politische Stärke zu verschaffen, sollte ein*e „Staatsminister*in für Engagement und Ehrenamt“ geschaffen werden. Diese*r soll übergreifend für alle Engagementfelder zuständig sein und analog zur Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) „Staatsminister*in für Engagement und Ehrenamt“ heißen.
3. Staatsziel Engagementstärkung und -schutz verankern
Als Konsequenz aus der nun verabschiedeten Bundesengagementstrategie und einer wirkungsvollen Reaktion auf die gesellschaftlichen Entwicklungen ist unsere Empfehlung das „Staatsziel zur Stärkung und zum Schutz des Engagements und der Zivilgesellschaft“ verfassungsrechtlich zu verankern. Zwei Bundesländer – Thüringen §41a und Hessen §26f der jeweiligen Landesverfassungen – haben dies in ihren Verfassungen umgesetzt. Der Bund sollte dies ebenfalls tun. So wird ehrenamtliches Engagement gestärkt, denn es trägt maßgeblich zum sozialen Zusammenhalt und zum Funktionieren des Landes bei und erhält unsere Demokratie auf Dauer resilient. Zugleich ermöglicht es Menschen, Demokratie mitzugestalten und Selbstwirksamkeit zu erleben. Dieses Engagement gilt es zu schützen und zu unterstützen.
4. Verstetigung und der Ausbau des Bundesprogramms “Menschen stärken Menschen” mit 50 Mio. Euro pro Jahr
Das Bundesprogramm “Menschen stärken Menschen” leistet seit Jahren wichtige Arbeit in der Stärkung zivilgesellschaftlichen Engagements und wirkt krisenausgleichend, was in diesen Zeiten eine hohe Bedeutung und Notwendigkeit hat. Es muss verstetigt werden, um langfristig gesichert für Zusammenhalt und Chancengerechtigkeit zu wirken. Zugleich sollte die Finanzierung auf 50 Mio. Euro pro Jahr ausgeweitet und die Förderung weniger bürokratisch gestaltet werden. So wird das Programm noch stärker in der Fläche wirken.
- Unsere Empfehlungen für das Bundesprogramm “Menschen stärken Menschen” finden Sie hier: https://www.stiftungbildung.org/noch-mehr-wirkung-des-bundesprogramms-menschen-staerken-menschen/
- Die aktuelle Wirkungsevaluation der Chancenpatenschaften finden Sie hier: https://www.stiftungbildung.org/wp-content/uploads/Wirkungsevaluation-Chancenpatenschaften2024.pdf (PDF-Datei)
5. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) stärken mit 10 Mio. Euro pro Jahr
Bildung für nachhaltige Entwicklung ist ein entscheidender Baustein für Zukunftsfähigkeit. Sie fördert nachhaltiges Verhalten, gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Fähigkeit zur Mitgestaltung unserer Zukunft. Mit relativ geringen Mitteln wurden bisher beeindruckende Wirkungen erzielt – sei es durch die Nationale Plattform BNE, die eine einzigartige Zusammenarbeit unterschiedlichster Akteur*innen ermöglicht, oder durch Projekte, die direkt Millionen Menschen erreichen. Damit wird unsere Gesellschaft zur Transformation befähigt.
Das Thema BNE sollte nicht nur breit verankert, sondern auch finanziell gefördert werden. Die Kürzungen für den vorläufigen Bundeshaushalt 2025 sollten nicht nur auf 10 Mio. Euro rückgängig gemacht, die Förderung sollte bestmöglich sogar ausgeweitet werden. Kinder und Jugendliche werden so in die Lage versetzt, zu Gestalter*innen ihrer Zukunft und unserer Gesellschaft zu werden: ökologisch, sozial, nachhaltig.
- Unsere Empfehlungen zum Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung finden Sie hier: https://www.stiftungbildung.org/wissenschaft-empfiehlt-verbindlichere-politische-signale-zur-umsetzung-von-bne-im-bildungssystem/
6. Jugendorte und Jugendclubs stärken
Jugendclubs sind bundesweit unter Druck, oft werden ihre Öffnungszeiten gekürzt oder sie ganz geschlossen. Dabei sollten sie gestärkt werden, denn sie sind wichtige Orte der Demokratie, an denen junge Menschen erreicht werden, die sonst kaum durch Angebote der Engagementförderung zu erreichen sind. Sie sind Orte für Selbstwirksamkeitserfahrungen. Sie sind auch sichere Orte für Kinder und Jugendliche, die sich in Schule und ihren Familien weniger wohl fühlen. Hier können Kinder und Jugendliche mit wenig Mitteln zu Mitgestalter*innen ihrer Zukunft gemacht werden, partizipativ und niedrigschwellig. Jugendclubs sind auch Orte, an denen verschiedene gesellschaftliche Themen – von MINT über Medienkompetenz und BNE bis zu Demokratiebildung – gefördert werden. Genau das hat sich auch das Projekt youclub2030 vorgenommen, das Projekte an Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen fördert.
- Unsere Empfehlungen für das Programm youclub2030 finden Sie hier: https://www.stiftungbildung.org/bildung-fuer-nachhaltige-entwicklung-youclub-vom-aus-bedroht/
- Mehr Informationen zu unserem Programm youclub finden Sie hier:
https://www.stiftungbildung.org/youclub/
7. Entbürokratisierung der Förderpraxis
Bürokratieabbau ist auch im gemeinnützigen Sektor notwendig. Die Zuwendungspraxis in Deutschland ist komplex und sorgt sowohl auf Seiten der Gebenden wie auch der Empfangenden für Aufwand, der nicht in die Wirkung von Projekten fließen kann. Wir empfehlen, die Zuwendungspraxis bundesweit zu vereinheitlichen und zu vereinfachen, damit Steuergeld zielgerichteter, transparenter und wirkungsvoller ausgegeben werden kann.
- Unsere Empfehlungen zur Entbürokratisierung von Förderprogrammen finden Sie hier: https://www.stiftungbildung.org/entbuerokratisierung-der-foerderung-zivilgesellschaftlichen-engagements/
Für Rückfragen oder weiterführende Gespräche stehen wir Ihnen jederzeit sehr gerne zur Verfügung.
Mit herzlichen Grüßen
Katja Hintze und Rainald Manthe
Vorstand der Stiftung Bildung
Demokratie, Kinder, Bildung und Engagement müssen im Koalitionsvertrag stark verankert sein! Empfehlungen der Stiftung Bildung
Zum Thema:
- Gute Bildung braucht starke Unterstützung – Was nach der Bundestagswahl zu tun ist. Empfehlungen der Stiftung Bildung: https://www.stiftungbildung.org/gute-bildung-braucht-starke-unterstuetzung/