In diesem Jahr feierte die Stiftung Bildung zehn Jahre Förderpreis „Verein(t) für gute Kita und Schule“ und anlässlich dieses Jubiläums hatte die spendenfinanzierte Organisation zu einer großen Preisverleihung in die Räume des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) nach Berlin eingeladen.
Vergeben wurden gleich zwei Förderpreise. Beim Förderpreis „youstartN“ waren 20 Schüler*innen-, Azubifirmen und -genossenschaften, die sich in ihrem jungen Unternehmertum dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben haben, aus der Förderrunde 2023 nominiert. Drei sollten den Jury-Preis mit jeweils 3.000 Euro Preisgeld erhalten.
Weiterhin waren bereits 32 Kita- und Schulprojekte aus ganz Deutschland zum Thema „Handwerk l(i)eben“ mit dem Förderpreis „Verein(t) für gute Kita und Schule“ ausgezeichnet worden, den die Stiftung Bildung (genau wie den Publikumspreis) gemeinsam mit dem Bundesverband und den Landesverbänden der Kita- und Schulfördervereine vergibt. Spannend blieb aber, welche drei Projekte einen Jury-Preis und welches den Publikumspreis, die alle mit jeweils 5.000 Euro dotiert waren, bekommen sollten.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Julian Janssen, der auch als „Checker Julian“ aus dem KiKa bekannt ist, den Tag mit viel Humor auflockerte und mit regelmäßigen Warm-ups dafür sorgte, dass die Gäste auch mal von den Stühlen aufstehen mussten.
Bevor es zur Vorstellung der Projekte und Verkündung der Preisträger*innen kam, richteten Vertreter*innen aus der Politik Worte des Dankes und der Anerkennung an die anwesenden Kinder, Jugendlichen, Lehrkräfte, Pädagog*innen, Handwerker*innen und ehrenamtlich Engagierten. Den Anfang machte Michael Kellner (MdB), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), der die Anwesenden in seinem Hause und in der Aula, einer ehemaligen Turnhalle, begrüßte.
Als Mittelstandbeauftragter der Bundesregierung lobte er die Themenwahl des diesjährigen Förderpreises, bekräftigte die Projekte darin, Lust aufs Handwerk zu machen und schlug den Bogen vom Thema Handwerk zu Nachhaltigkeit, in dem er sagte: „Nachhaltigkeit gehört zum Handwerk traditionell schon immer dazu. Reparieren, Materialien wiederverwenden – ganz anders als eine Massenproduktion zum Wegwerfen.“
„Die Stiftung Bildung leistet mit beiden Auszeichnungen einen wichtigen Beitrag zur Begeisterung junger Menschen für das Handwerk und damit zur Sicherung zukünftiger Fachkräfte sowie zu nachhaltigen Unternehmensgründungen. Wir brauchen junge Menschen, die mit unternehmerischem Geist und handwerklichem Geschick, unterstützt durch eine zukunftsorientierte und chancengerechte Bildung, die Herausforderungen von morgen gestalten.“
Ihm schloss sich Dr. Christoph Steegmans, Unterabteilungsleiter für Engagementpolitik im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), an und wünschte sich, dass die Engagementbereitschaft der Anwesenden noch viel mehr um sich greifen möge. „Heutzutage wird vieles für selbstverständlich genommen und das Danke sagen wird immer weniger. Das holen wir heute nach. Ihr alle habt sehr viel geleistet und euer Engagement ist nicht als selbstverständlich zu nehmen.“
Die beiden Wettbewerbe seien beispielgebend für eine wichtige Sache: zu wissen, wie man einmal arbeiten will: ob drinnen draußen, mit Menschen oder allein, am Computer oder mit den Händen. „Und wenn auch nur ein paar von euch auf diese Weise rausgefunden haben, was ihr nicht möchtet, muss sich dafür auch niemand schämen. Denn etwas nicht zu wollen, ist oftmals die Voraussetzung dafür, wirklich zu begreifen, was man möchte.“
Maja Rentrop-Klewitz, Referentin der Unterabteilung „Lebensbegleitendes Lernen“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), zeigte ihre Begeisterung für die zahlreichen Ideen und dafür mit wie viel Engagement alle Beteiligten sich für die Nachhaltigkeitsziele einsetzen. „Ihr zeigt, ihr könnt was verändern – wenn man euch machen lässt. Ihr habt gute Ideen und Unternehmergeist. Hier heißt Lernen nicht nur am Schreibtisch sitzen und büffeln, sondern ihr wendet das Gelernte gleich an. So lernt man intensiver und es macht mehr Spaß. Dass das ein Erfolgsrezept ist, sieht man an der Vielfalt der Ideen.“
Das sei genau das, was man mit Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) erreichen wolle: „Wir möchten nicht nur, dass die Leute am Schreibtisch sitzen und pauken, sondern dass sie ins Handeln kommen und aus dem Lernen heraus sich bereit machen, etwas in ihrem Umkreis zu verändern. In der Schule kann das beginnen und über die Nachbarschaft bis in die Welt hinein wirken.“
Katja Hintze, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Bildung, forderte anschließend zunächst einen großen Applaus für alle anwesenden Kinder und Jugendlichen ein, dann für die Bildungsengagierten, die Vertreter*innen der Landesverbände und des Bundesverbandes der Kita- und Schulfördervereine, sowie für die Jurymitglieder. Sie betonte, dass alle Anwesenden Gewinner*innen seien.
In ihrem Grußwort machte sie deutlich, dass Bildung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die die Menschen, die bei dieser Preisverleihung anwesend waren, angenommen haben. „Ein chancengerechtes, zeitgemäßes, partizipatives Bildungssystem ermöglicht kommenden Generationen ein selbstbestimmtes Leben, weil beste Bildung sie bestmöglich auf die Zukunft vorbereitet. Es trägt zur Fachkräftesicherung und Innovationen bei, ermöglicht individuelle Förderung und bessere Teilhabe – unabhängig der Herkunft und stärkt somit unsere Gesellschaft und unsere Demokratie.“
Und weiter: „PISA macht traurig und die Haushaltsverhandlungen lähmen. Bildung ist unserer Meinung nach eine Priorität, die ganz nach vorne gehört und eine Schlüsselinvestition für unser aller Zukunft, für gesellschaftlichen Zusammenhalt, für Frieden, für Lebensglück und Gesundheit. Setzt euch gemeinsam mit uns dafür ein.“
Bei dem anschließenden Panel kamen die Kinder und Jugendlichen zum Moderator Julian Janssen auf die Bühne und sprachen mit ihm über ihre Berufswünsche, wie sie die Schule momentan darauf vorbereitet und inwiefern Nachhaltigkeit im Lehrplan eine Rolle spielt. Einig waren sich alle darüber, dass Schule auch Spaß machen sollte und die Vermittlung von praktischem Wissen oft zu kurz komme.
Dann folgte das, worauf alle gespannt gewartet hatten. Julian Janssen bat nacheinander Jury-Mitglieder und Vertreter*innen des Bildungsengagements für die Laudationen und Pokalübergaben auf die Bühne. Begleitet von viel Applaus und Trommelwirbel an den spannenden Stellen wurden die Schüler*innenfirmen und Handwerks-Projekte ausgezeichnet.
Die Auszeichnungen und Auszüge aus den Laudationen
Den Förderpreis „youstartN“ 2023 bekamen:
Die Schüler*innenfirma „Aufmöbeln“ einer Regionalschule aus Mecklenburg-Vorpommern, deren Kern darin besteht, alte Möbel zu sammeln, sie wieder aufzuarbeiten und sie dann zu verkaufen.
Jury-Mitglied Jonte Mai: Was uns an diesem Projekt besonders gefallen hat, war, dass es eine Wirkung über die Schule hinaus hat, denn auch Leute von außerhalb können am Projekt teilhaben. Es ist abwechslungsreich, es fördert Kreativität und lässt euch über euch hinauswachsen. Jede*r darf mitmachen, vor allem Geschlechterrollen die schon längst überfällig sind, werden bei euch gekonnt ignoriert. Ihr lernt neue Fähigkeiten kennen, übernehmt soziale Verantwortung und schützt dabei noch die Umwelt. Auch wenn ihr noch nicht lange existiert, habt ihr schon viel geschafft: Möge euer Engagement und eure Kreativität weiterhin inspirieren und dazu beitragen, dass wir gemeinsam die Ziele für nachhaltige Entwicklung erreichen, vielleicht könnt ihr mit eurem Projekt ja noch weitere Schulen anstecken.
Die Schüler*innenfirma „Botschafterschule“ einer Grundschule aus Niedersachsen. Die Kinder kennen sich dort mit den 17 Nachhaltigkeitszielen bestens aus, denn sie besuchen andere Grundschulen und stellen dort die 17 SDGs vor und arbeiten vor Ort mit den Kindern.
Jury-Mitglied Ellen Wallraff: In einer Welt, die von komplexen Herausforderungen geprägt ist, zeichnet sich das Projekt dadurch aus, dass es einfach ist und effektiv. Uns als Jury war wichtig, dass die ausgezeichneten Schüler*innenfirmen Vorbilder sind und zum Nachmachen anregen. Die Schüler*innen eröffnen nicht nur einen Weg zu hochwertiger Bildung, sondern fördern auch ein Bewusstsein für die 17 Nachhaltigkeitsziele – ganz praktisch und lebensnah, auf Augenhöhe. Liebe Kinder und Jugendliche, wir brauchen eure Ideen, um die Welt als einen lebenswerten Ort zu erhalten und besser zu machen.
Die Schüler*innenfirma „Die blauen Engel“ eines Gymnasiums in Nordrhein-Westfalen setzt Umweltthemen schon seit einigen Jahren um. So sind z.B. der Bau eines Modells eines Passivhauses, die Begrünung eines Klassenraums, der Bau eines Modells eines Aufwindkraftwerks und das Ausbilden von Energiemanager*innen in den Klassen entstanden.
Jury-Mitglied Fatima Njoya: Das ausgezeichnete Projekt sorgt für einen visionären Blick in die Zukunft. Es nutzt das „Bigger Picture“, um daraus konkrete Maßnahmen für nachhaltiges Handeln abzuleiten. Dabei liegt der Schüler*innenfirma gleichermaßen Natur, Mensch und Tier am Herzen, was sich auch in den immerhin sechs von dem Projekt bedachten SDGs widerspiegelt. Die Zukunft gehört denen, die visionär vorausdenken und Brücken zwischen Disziplinen schlagen, die auf den ersten Blick vielleicht sehr verschieden scheinen.
Den Förderpreis „Verein(t) für gute Kita und Schule“ bekamen:
Die SBBZ Mooswaldschule aus Baden-Württemberg für ihr Projekt „Schule (ge)schafft“. Die Schüler*innen tauschten dabei ein Jahr lang das Klassenzimmer mit Lehrwerkstätten und lernten so verschiedene handwerkliche Berufsfelder kennen.
Jury-Mitglied Katja Lilu Melder: Das Projekt ist nicht nur beeindruckend, sondern auch wegweisend. Es geht um Engagement, Gemeinschaft und die Überwindung von Herausforderungen. Die Entscheidung fiel auf dieses Projekt, weil es weit über traditionelle Lernziele hinaus geht. Hier werden nicht nur Schüler*innen gefördert, sondern ganze Persönlichkeiten geformt. Dieses Projekt vermittelt nicht nur Wissen, sondern schafft auch eine Umgebung, in der sich jede*r einzelne entfalten kann. Es ist inspirierend zu sehen, wie eine Brücke zwischen Bildung und praktischer Lebensbewältigung entsteht. Das zeigt uns, dass Bildung mehr ist als die Vermittlung von Fakten. Es ist eine Reise der Selbstentdeckung und der gemeinsamen Erfolge.
Die Kirchhundemer Grundschule am Kreuzberg aus Nordrhein-Westfalen für ihr Projekt „Der Werkzeugführerschein“. Die Schüler*innen lernten dabei den Umgang mit Werkzeugen, bekamen Einblicke in verschiedene handwerkliche Berufe und am Ende sogar ein Zertifikat.
Jury-Mitglied Sina Klein: Holzverarbeitung, Beton anrühren, Mauern, Elektrik und vieles mehr sind Teile des Handwerks. Es ist super wichtig, dies nicht erst nach dem Schulabschluss zu lernen. Wie wäre es, wenn Kinder durch eine Kooperation der Schule mit Handwerksbetrieben lernen, mit diesen Dingen umzugehen. Handwerk stärkt das Selbstbewusstsein der Kinder – vor allen Dingen, wenn sie am Ende des Tages mit einem Führerschein nach Hause gehen.
Die RBZ Wirtschaft Kiel aus Schleswig-Holstein für ihr Projekt „Wir bauen uns die Welt, wie sie uns gefällt“, in dem geflüchtete und deutsche Jugendliche im Alter von 17 bis 21 Jahren gemeinsam eine temporäre Begegnungsstätte für den Schulhof entwarfen und ihre Ideen im digitalen und analogen Modellbau umsetzten.
Jury-Mitglied Laurin Bock: Das Handwerk kann so viel Spaß bringen und das habt ihr vielleicht jetzt auch ein wenig kennenlernen dürfen. Hier sind 32 Projekte zusammengekommen, die zusammen etwas geschaffen haben und alle Probleme, die so auftraten, gemeinsam gelöst haben. Das ist das Schöne am Handwerk: Man lernt, ein lösungsorientierter Mensch zu werden. Und das nimmt man nicht nur im Berufsalltag mit, sondern mit nach Hause in den Alltag. Im Handwerk lernt man, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt. Und im besten Fall funktioniert sowas natürlich immer in Teamarbeit. Weil mehr Hände und mehr Köpfe, natürlich auch mehr schaffen. Außerdem kann man mit einem Handwerk überall auf der Welt arbeiten. Handwerk braucht keine Sprache. Handwerk versteht sich. Handwerk überwindet Grenzen. Die Erarbeitung eines gemeinsamen Ziels schafft Nähe. So wie dieses Projekt, was auch Grenzen überwunden hat für ein gemeinsames Ziel, für eine Verbindung miteinander und einen besonderen Zusammenhalt.
Den Publikumspreis, der zum wiederholten Mal vom Bundesverband der Kita- und Schulfördervereine (BSFV) gestiftet wurde, ging an:
Die Grundschule Bennewitz aus Sachsen und ihr Projekt „Brot macht Schule“, in dem die Schüler*innen mit Hilfe der örtlichen Bäckerei das Bäckerhandwerk kennenlernten und Tipps und Tricks für gesunde Pausenbrote erhielten.
Peter Gebauer, Vorsitzender des BSFV: Handwerk lernen und sich dabei gesund ernähren – an unserem Siegerprojekt der Herzen waren alle Beteiligten mit viel Spaß dabei. Auf dem Programm standen für die Kinder Praxis und Theorie. Möglich wurde dies durch die Projektkooperation mit der örtlichen Bäckerei. Vom Bäckermeister lernten die Schüler*innen alles Wichtige über die Geschichte vom Brot, dessen Herkunft und Verarbeitung. Ergänzt wurde das Projekt durch viele Ernährungs- und Gesundheitstipps, die selbstredend mit den Kindern als schmackhafte Übungen praktisch nachvollzogen wurden.
Moderator Julian Janssen schloss dann gemeinsam mit Katja Hintze die Veranstaltung mit den Worten: „Ich bin sehr dankbar, heute hier dabei gewesen zu sein. Ich fand es toll zu sehen, was ihr euch in euren jungen Jahren schon traut zu tun und es waren so viele unterschiedliche Projekte dabei, die an so vielen Stellen etwas anstoßen.“
Im Laufe des Tages hatten alle Anwesenden die Möglichkeit, die ausgezeichneten Projekte und Schüler*innenfirmen sowie die Menschen dahinter in einer Ausstellung kennenzulernen. Weiterhin luden die Strukturen des Bundesbildungsengagements sowie die Verbände der Kita- und Schulfördervereine zu Gesprächen und Austausch ein.