„Wir sind eine Förderschule, aber das sieht man unseren Produkten nicht an. Unsere Produkte und unser Handwerk sind genauso gut wie von einem Gymnasium.“
Die Schüler*innenfirma (Schüfi) Gummibären an einer Förderschule in Mecklenburg-Vorpommern ist ein beeindruckendes Beispiel für handwerkliches Geschick, Gemeinschaftsgeist und Nachhaltigkeit. Bestehend aus vier Mädchen und zwei Jungen der Klassenstufen 7-9, ermöglicht diese ausgewogene Geschlechterverteilung nicht nur eine vielfältige Dynamik, sondern eröffnet auch Mädchen die Welt handwerklicher Tätigkeiten. Seit ihrer Gründung im Jahr 2011 hat sich die Gummibären-Schüfi zu einer festen Institution entwickelt.
Jede Woche nach dem regulären Unterricht versammeln sich die engagierten Schüler und Schülerinnen im Werkraum der Schule, um aktiv am Prozess der Herstellung von Nistkästen, Futterhäusern, Halbhöhlenbrüterkästen und Insektenhotels teilzunehmen. Bohren, schleifen, kleben, schneiden, kanten, schrauben, messen, grundieren und streichen – jeder Handgriff wird von den jungen Unternehmenden eigenhändig ausgeführt. Das Resultat sind nicht nur Produkte, sondern einzigartige Unikate, bei denen Individualität und Qualität im Vordergrund stehen.
Foto: Lisa Scheddin, [Insektenhotel und Futterhaus der Schüfi Gummibären].
„Die Schüler werden mit der Aufforderung, eine Bewerbung zu schreiben, in die Schüfi eingeladen und sollen hier in einem Praktikum und der darauffolgenden vierwöchigen Probezeit ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Die Schüler erhalten nach der Probezeit einen Arbeitsvertrag oder ein Schreiben mit dem Hinweis, sich im nächsten Jahr erneut für ein Praktikum zu melden.“
Vor jedem Produktionsbeginn wird die Arbeit mit einer kurzen Firmenbesprechung eingeleitet. Dort werden die Arbeitsbereiche verteilt und die aktuellen Herausforderungen besprochen.
Der Fokus der Schüfi liegt nicht nur auf handwerklichem Können, sondern auch auf Nachhaltigkeit. Umweltfreundliche Farben und Kiefern sowie Fichtenholz aus skandinavischen Ländern sind feste Bestandteile der Produktionsmaterialien. Diese bewusste Auswahl soll nicht nur qualitativ hochwertige Produkte garantieren, sondern auch einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Aus Schnittresten entstehen zudem Minifutterhäuser für Balkone oder Terrassen.
Foto: Lisa Scheddin, [Organisation und Bauplan der Schüfi in der Werkstatt].
„Hat ein Schüler seinen Arbeitsvertrag bekommen, erhält er einen erfahrenen Mitarbeiter an die Seite, um dessen Aufgabenbereich genauer kennenzulernen und ihn zu unterstützen. Später sollte er bestenfalls dessen Bereich übernehmen können. Erfahrene Schüler haben deshalb auch immer die Aufgabe, sich nach einem geeigneten Nachfolger umzusehen.“
Seit 2013 baut und vertreibt die Gummibären-Schüfi ihre Produkte. Ihre Kundschaft erstreckt sich mittlerweile nicht nur auf die Schulgemeinschaft, sondern es wurde auch eine erfolgreiche Kooperation mit dem örtlichen Baumarkt aufgebaut. Hier präsentieren die Schüfi stolz ihre handgefertigten Produkte an einem eigenen Stand und kommt so in direkten Kontakt mit der Öffentlichkeit.
Neben fertigen Produkten bieten sie auch Bausätze für Familien an, die aktive Eltern oder Großeltern dazu einladen, gemeinsam mit ihren Kindern und Jugendlichen Futterhäuser und Nistkästen zu bauen und zu gestalten.
Foto: Lisa Scheddin, [Bausatz für Futterhäuser und Nistkästen].
„Um den Anforderungen gerecht zu werden, den Schülern die Arbeitswelt näherzubringen, arbeiten wir mit den Mitteln des Arbeitsmarktes. So erhalten die Schüler auch mal eine Abmahnung oder müssen sich bei der Schüfi-Leitung mit wichtigen Gründen telefonisch abmelden. Sie können auch einen Miniurlaub von höchstens zwei Wochen in der Schulzeit beantragen.“
Ein besonderes Highlight der Gummibären war die Anfertigung eines phänomenalen Vogelhauses für ein Jugendwaldheim. Durch die Umsetzung des Projekts “Längstes Futterhaus” hat sich die Schüfi darauf konzentriert, Grenzen auszuloten und Machbares zu erkunden. Das beeindruckende Werk hat es beinahe ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft und ist definitiv das längste Bauwerk, das die Schüfi je hervorgebracht hat.
Foto: Nils Pfützner, [Montage des längsten Futterhauses der Schüfi].
Die Unterstützung durch die youstartN-Förderung der Stiftung Bildung ermöglicht den Gummibären den gezielten Einsatz effektiver Gerätschaften, die den Umgang mit Schleifgeräten erleichtern sollen. Geplant ist zudem eine strukturierte Umgestaltung des Maschinenraums, um die Produktionsabläufe noch effizienter zu gestalten. Mobile, platzsparende Absauggeräte sollen darüber hinaus die Feinstaubbelastung innerhalb der Produktion weiter minimieren.
Lisa Scheddin, [Mobile Absaugstation durch die youstartN-Förderung finanziert].
Foto: Lisa Scheddin, [Impressionen der Arbeiten der Gummibären].
Infobox
Firmenname
Gummibären
Schulform
Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen
Bundesland
Mecklenburg-Vorpommern
Kurzbeschreibung
In der Gummibären-Werkstatt werden Nistkästen und Futterhäuser produziert.
Beachtete Nachhaltigkeitsziele:
BNE-Aktivität:
- Finanzielle Bildung
- Handwerkliche Kompetenz
- Biodiversität stärkend
- Ressourcenschonung
- Inklusion
- Partizipation
- Wirtschaftliches Handeln
- Teamfähigkeit
- Kommunikationsfähigkeit
„Wir sind eine Förderschule, aber das sieht man unseren Produkten nicht an. Unsere Produkte und unser Handwerk sind genauso gut wie von einem Gymnasium.”
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