Nationaler Bildungsbericht: Bildung in Deutschland 2024

Aktueller Bericht bestätigt viele positive Entwicklungen der letzten Jahre

Der zehnte Nationale Bildungsbericht ist am 17. Juni 2024 veröffentlicht worden. Der Bildungsbericht erscheint alle zwei Jahre. Er beschreibt die Gesamtentwicklung des deutschen Bildungswesens und widmet sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig der beruflichen Bildung. Er soll helfen, bildungspolitische Herausforderungen zu erkennen, entsprechende politische und öffentliche Debatten anzuregen und eine wissenschaftsbasierte Datengrundlage bereitzustellen. Der unabhängige Bericht bietet eine fokussierte Darstellung wesentlicher Entwicklungslinien, Leistungen und Aufgaben des Bildungswesens in Deutschland.

Ausgaben für Bildung

Die Ausgaben für Bildung betrugen 264 Milliarden Euro im Jahr 2022. Das entspricht 6,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). In den letzten zehn Jahren sind die Bildungsausgaben in Deutschland um 46 Prozent gestiegen, der Anteil am BIP lag 2012 bei etwa 6,6 Prozent. Trotz der Ausgabensteigerung hat sich das Bildungsbudget bezogen auf die wirtschaftliche Entwicklung kaum verändert. Seit mehr als zwei Jahrzehnten entsprechen die Bildungsausgaben sechs bis sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Grafik eines Dokuments mit einem Taschenrechner, einer Uhr, einem Geldbeutel und einem Stift.

Besuch von Bildungseinrichtungen

Im Jahr 2022 besuchten 17,9 Millionen Menschen Bildungseinrichtungen (Kindertageseinrichtungen, allgemeinbildende und berufliche Schulen, Hochschulen und Berufsakademien) – gegenüber 2012 bedeutet dies einen Anstieg von sieben Prozent. Der Anstieg der Geburten und das zuwanderungsbedingte Bevölkerungswachstum haben zu besonders hohen Zuwächsen im Bereich der frühen Bildung sowie der Hochschulbildung geführt.

Der Anteil der jungen Erwachsenen, die weder in Beschäftigung noch in einen formalen Bildungsgang eingebunden sind (NEET – Not in Education, Employment or Training), war 2022 mit neun Prozent in Deutschland geringer als im OECD- (15 Prozent) und EU-22-Durchschnitt.

Bildungsstand

Bei der Entwicklung des Bildungsstands der Gesamtbevölkerung zeichnet sich ein weiterhin positiver Trend ab. Im Jahr 2022 verfügten 30 Prozent der erwachsenen Bevölkerung über einen höheren beruflichen (z. B. Meister) oder akademischen Abschluss. Ein Vergleich des Bildungsstands über verschiedene Altersgruppen hinweg zeigt für das Jahr 2022 weiterhin einen langfristigen Trend zur Höherqualifizierung. In der Altersgruppe der 30- bis unter 35-Jährigen lag der Anteil der Frauen mit hohem Bildungsabschluss mit 40 Prozent erstmals über dem der Männer (38 Prozent).

20- bis unter 25-Jährige, die im Alter von neun Jahren oder jünger nach Deutschland eingewandert sind, und jene mit Einwanderungsgeschichte, die in Deutschland geboren wurden, befinden sich mit 55 bis 57 Prozent im gleichen Umfang in Bildungseinrichtungen wie junge Erwachsene ohne Einwanderungsgeschichte (56 Prozent).

Das zeigt, dass Kinder und Jugendliche der zweiten Zuwanderungsgeneration deutlich an die Kinder ohne Einwanderungsgeschichte anschließen. Das ist ein Zeichen gelingender Integration – gerade, wenn man bedenkt, dass im Zusammenhang mit der Zuwanderung ukrainischer Geflüchteter 2022 die Zahl der unter 30-Jährigen deutlich angestiegen ist. Im Dezember 2023 befanden sich knapp 218.000 ukrainische Kinder und Jugendliche im deutschen Schulsystem.

Kindertagesbetreuung

Im Jahr 2023 gab es in Deutschland mit mehr als 56.000 Kitas einen neuen Höchststand. Seit 2022 kam es zu einem Aufwuchs von 655 Kitas (+1 Prozent), seit 2006 wurden insgesamt rund 10.800 neue Kitas geschaffen (+24 Prozent). Die Erwerbstätigenquote bei Müttern im ersten Lebensjahr des jüngsten Kindes stieg 2022 auf 13 Prozent an (2020: 9 Prozent). Auch bei Müttern mit einem jüngsten Kind im Alter zwischen drei und sechs Jahren nahm die Erwerbstätigenquote – großenteils in Teilzeit – auf 73 Prozent weiter zu.

Insgesamt hatten im März 2023 3,5 Millionen Kinder einen Platz in einem Angebot der Kindertagesbetreuung. Das sind rund 57.000 Kinder (+1,6 Prozent) mehr als 2022.

Pädagogische Fachkräfte

Die Anzahl der Personen des pädagogischen Personals in Kitas steigt weiterhin an. Im Jahr 2023 waren 704.591 Personen hier beschäftigt – das ist ein Zuwachs von drei Prozent im Vergleich zu 2022. 27 Prozent der Kita-Beschäftigten waren jünger als 30 Jahre – der Altersdurchschnitt liegt hier unter dem des Personals in der Frühen Bildung anderer OECD-Staaten. 26 Prozent sind älter als 50 Jahre.

Einschulungen

Die Zahl der Einschulungen ist zum Schuljahr 2023/24 mit etwa 831.000 Kindern auf einen Höchstwert seit 20 Jahren gestiegen. Die Zunahme ist sowohl auf eine höhere Geburtenquote im relevanten Zeitraum als auch auf Zuwanderung, insbesondere ukrainischer Kinder, zurückzuführen.

Die in vorherigen Bildungsberichten dokumentierten rückläufigen Entwicklungen im Schulangebot setzen sich nicht weiter fort – 2022 gab es 29.241 allgemeinbildende Schulen in Deutschland.

Lehrkräfte

Im Jahr 2022 waren bundesweit mit 793.000 etwa 91.000 mehr Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen beschäftigt als im Jahr 2002. Etwa die Hälfte von ihnen (51 Prozent) ist in Vollzeit tätig. Insgesamt fehlen laut KMK-Prognose bis zum Jahr 2035 jedoch bundesweit nahezu 24.000 Lehrkräfte im allgemeinbildenden Schuldienst, wobei die Bedarfe zwischen den Schularten, Fächern und Regionen teils erheblich variieren.

Studierende

2023 studierten knapp 2,9 Millionen Menschen an Hochschulen in Deutschland, darunter 481.000 Studienanfänger*innen. Seit 2020 ist die Zahl der Studienanfänger*innen mit deutscher Hochschulzugangsberechtigung um elf Prozent gesunken – von 404.000 auf 359.000 in 2023. Die neueste Prognose der Kultusministerkonferenz geht von einem Wiederanstieg der Zahl der Studienanfänger*innen mit deutscher Hochschulzugangsberechtigung aus.

Die Zahl der neu eingeschriebenen Studierenden, die aus der Ukraine stammen, war im Frühjahr 2022 mehr als doppelt so hoch wie in früheren Sommersemestern: 2022 haben insgesamt etwa 4.000 Studierende aus der Ukraine ein Studium an einer deutschen Hochschule aufgenommen.

Studierende mit Berufsabschluss

Auch Studieren mit einem beruflichen Bildungsabschluss ist keine Seltenheit mehr. Jede*r vierte Studierende hat vor dem Studium erfolgreich einen Berufsabschluss erworben, an privaten Hochschulen ist es sogar jede*r zweite. Auch das Niveau der Weiterbildungsbeteiligung verbleibt hoch.

Auslandsstudium in Deutschland

Deutschland belegt inzwischen Platz drei der beliebtesten Zielländer für ein Auslandsstudium – hinter den USA und Großbritannien. 22 Prozent aller in Deutschland erlangten Masterabschlüsse und Promotionen werden heute von internationalen Studierenden erworben, in MINT-Fächern sind es sogar 26 Prozent.

Das Schwerpunktkapitel zeigt folgende zentrale Befunde:

Aufgrund der Arbeitsmarktnähe beruflicher Bildung wirken sich gesamtgesellschaftliche, nationale sowie internationale (v.a. wirtschaftliche) Entwicklungen unmittelbar auf die berufliche Bildung aus. Governancestrukturen sind teilweise sehr komplex:

  • In der beruflichen/dualen Ausbildung ist der Bund zuständig für die betriebliche Berufsausbildung und die bundesfinanzierten Maßnahmen des Übergangssektors, die Länder und Kommunen verantworten das berufliche Schulwesen.
  • Der Hochschulbereich wird mit seiner beruflichen-akademischen Bildung und Forschung vor allem durch die Länder verantwortet. In der Gestaltung ihrer Studienangebote sind die Hochschulen bei ihrer fachlichen Ausrichtung weitgehend autonom.
  • In der beruflichen Weiterbildung ist die Governance sehr vielfältig.

Im Anschluss an die allgemeinbildenden Schulen sind Bildungswege vielfältiger, offener und auch durchlässiger geworden. In das berufliche Ausbildungssystem (Übergangssektor, duales Ausbildungssystem, Schulberufssystem) stiegen 2023 knapp 925.000 Personen ein, gut 40.000 mehr als noch 2021.

Nach dem starken Einbruch des Ausbildungsstellenangebotes auf 527.000 während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 zeigt sich 2023 eine deutliche Erholung. Das Angebot an betrieblichen Ausbildungsstellen bleibt allerdings immer noch hinter dem von 2019 zurück (563.000 im Jahr 2023 gegenüber 578.000 im Jahr 2019). Auf der Nachfrageseite setzt sich der Rückgang nicht mehr weiter fort (552.000 im Jahr 2023), dennoch verbleibt ein Abstand zum Niveau des Jahres 2019.

Die Anzahl der Neuzugänge in das duale Ausbildungssystem stieg 2023 auf rund 456.000. Hierbei sind jedoch Auswirkungen gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen wie der Corona-Pandemie 2020/21 deutlich erkennbar: Vor der Pandemie lag die Zahl der Neuzugänge in das duale Ausbildungssystem bei ca. 484.000 Neuzugänge (2019). Diese Zahl wurde 2023 noch nicht wieder erreicht.

Zur Anlage des Bildungsberichts

Eine unabhängige Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter Federführung des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation erarbeitet den seit 2006 alle zwei Jahre erscheinenden Bildungsbericht. Beteiligt sind das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. (DIE), das Deutsche Jugendinstitut (DJI), das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi), das Soziologische Forschungsinstitut Göttingen an der Georg-August-Universität (SOFI) sowie das Statistische Bundesamt (Destatis) und die Statistischen Ämter der Länder (StLÄ). Auftraggeber sind die Kultusministerkonferenz (KMK) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Den Bericht sowie weiterführende Materialien und Informationen finden Sie im Internet unter www.bildungsbericht.de.

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