Projekt „Kieler Pop-up-Architektur“

Projekt der Chancenpatenschaften Schleswig-Holstein

„Yallah, yallah!“, ruft Yaseen und rennt um die Tischtennisplatte. „Schnell, schnell!“, ruft er gleich noch mal auf Deutsch, für den Fall, dass sein Tandempartner Tobias ihn nicht verstanden haben sollte. Doch Tobias weiß inzwischen, was „yallah“ bedeutet – nämlich „beeil Dich“ oder ‚“los geht’s“.

Tobias rast um die Tischtennisplatte und schmettert den kleinen, weißen Tischtennisball seinem Gegenüber fast ins Gesicht.

„Gewonnen“, jubelt Yaseen – und tanzt auf Tobias zu. Die beiden kannten sich vor vier Monaten noch nicht – obwohl sie gleichalt sind und auf die gleiche Schule gehen. Aber Tobias geht in die 12. Klasse des Beruflichen Gymnasiums am RBZ Wirtschaft Kiel – und Yaseen in die Berufsintegrationsklasse. Denn Yaseen kann noch nicht viel Deutsch. Er ist vor 10 Monaten aus dem kurdischen Irak mit seiner Familie vor Krieg und dem Hunger nach Deutschland geflohen.

Durch das Projekt „Pop-up-Architektur“, einem klassenübergreifenden Projekt zwischen einem Kurs im Beruflichen Gymnasium und geflüchteten Jugendlichen haben sich Tobias und Yaseen mit ihren unterschiedlichen Lebensentwürfen kennengelernt und angefreundet. Zunächst beim Speed-Dating, bei dem sich alle innerhalb von 3 Minuten vorstellen mussten, dann beim Vermessen und Bemaßen von Räumen. Und zuletzt beim Entwerfen einer temporären Begegnungsstätte für den Schulhof. Pop-up-Architektur eben.

Hier haben die beiden Ideen gesammelt, wie und wo sie sich gerne auf dem Schulhof treffen würden, wenn sie diesen umgestalten könnten. Gemeinsam mit Hilfe ihrer Lehrerin Hannah Bauhoff und der technischen Unterstützung des Fab Lab Kiel haben sie ein Modell von ihrer Idee gebaut und letztendlich innerhalb der Schule präsentiert. Finanziell unterstützt durch die Chancenpatenschaft der Stiftung Bildung konnten sie Materialien für Skizzen und Modellbau bezahlen.
Dabei waren sie im Projekt nicht allein. Neun weitere Tandems haben sich durch den Kurs gebildet – immer ein*e Jugendliche*r mit und eine*r ohne Fluchterfahrung. Durch die ersten Aufgaben und den schulischen Kontext war die Scheu, trotz einiger Sprachdefizite zusammen zu arbeiten, geringer als üblich.

Und final hat es allen so viel Spaß gemacht, dass der erfolgreiche Modellbau gefeiert werden musste. Also wurde kurzerhand die Co-Working-Kitchen „Cocina“ in der Alten Mu in Kiel gemietet, die Tischtennisplatte und Tischkicker aufgebaut, gemeinsam gekocht, gegessen und gefeiert. Denn feiern können Yaseen und Tobias gleichermaßen gut – egal, woher sie kommen und welche Sprache sie sprechen.

Ihre Ansprechpartnerinnen

Porträtfoto von Meryem Haberl - Ansprechpartnerin für Schleswig-Holstein

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+49 (0)173 289 3411
meryem.haberl@stiftungbildung.org


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