200 Jahre Rheinhessen! In Bingen am Rhein hatte das diesjährige Winzerfest ein ganz besonderes Motto. Mit dabei: 80 geflüchtete Menschen, vor allem aus Syrien und Afghanistan. Sie waren der Einladung des Wegweiser e.V. gefolgt, der sich sehr für die Integration der zugewanderten Familien einsetzt. Die Stiftung Bildung unterstützt den Verein im Rahmen des Patenschaftsprogramms.
Seit über 60 Jahren feiern die Menschen in Bingen am Rhein elf Tage lang das Winzerfest. Highlight des Events ist neben den vielen Ausstellungen, Konzerten und dem abschließenden Feuerwerk über der Burg Klopp auch immer wieder der Winzerfestumzug. Teil des Umzuges am 11. September waren auch das Netzwerk Flüchtlingshilfe Bingen und die Flüchtlingshilfe Bingerbrück des Wegweiser e.V. Bingen, die unter dem Motto „Danke Bingen“ und „Rheinhessen ist bunt“ mit einer Gruppe von rund 80 Geflüchteten teilgenommen haben.
Der Wegweiser e.V., ursprünglich Förderverein der Realschule Plus am Scharlachberg, wurde 2011 gegründet und unterstützt Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene während und nach der Schule bei der Förderung ihres Potentials. Neben dem Angebot sinnvoller Freizeitaktivitäten und der Förderung der Schule legt der Verein einen großen Fokus auf die berufliche Vorbereitung junger Menschen. So berät er die Schüler*innen der Scharlachschule bei der Wahl ihrer Unterrichtsfächer, vermittelt Praktika und hilft bei der Suche nach Ausbildungsplätzen. Im November 2015 wurde der Verein um die Flüchtlingshilfe Bingerbrück erweitert, um Geflüchteten den Einstieg in Deutschland zu erleichtern und auch ihnen bei der Suche nach Praktika und Ausbildungsstellen zur Seite zu stehen. Eine wichtige Rolle nehmen dabei auch die von der Stiftung Bildung geförderten Patenschaften zwischen jungen Erwachsenen mit und ohne Fluchterfahrung ein. Die Geflüchteten verbringen Zeit mit Gleichaltrigen und werden von diesen beispielsweise bei dem Schreiben von Bewerbungen unterstützt. Das breite Engagement des Vereins dient dabei dem Ziel, jungen Menschen unter voller Ausschöpfung ihres Potentials ein selbstbestimmtes, selbstständiges Leben zu ermöglichen.
Für die Verwirklichung dieses Ziels haben sich auch viele Binger Bürger*innen eingesetzt und mit ihrer Hilfsbereitschaft, die sich unter anderem in Form von Sachspenden geäußert hat – es wurden mittlerweile mehrere hundert Fahrräder gespendet – ein klares Zeichen für eine Willkommenskultur gesetzt. Der Winzerfestumzug war somit eine Gelegenheit, sich zu bedanken und gleichzeitig mögliche Ängste und Vorurteile abzubauen. Die Aktion hinterließ einen bleibenden, positiven Eindruck, erzählt Oliver Diderich, einer der Veranstalter des Umzugs, „auch noch Wochen später werde ich von begeisterten Bürger*innen darauf angesprochen“.